Am 13. Januar kamen über 300 Notfallmedizinerinnen und -mediziner, Rettungsfachpersonal und Pflegende im UKB zusammen, um sich für den Umgang mit Kindernotfällen weiterzubilden. Warum es für diese Einsatzkräfte wichtig ist, regelmäßig ihr Wissen über Kindernotfälle aufzufrischen, erklärt Professor Andreas Müller, Leiter Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin des Universitätsklinikums Bonn.
Warum müssen Notfallmedizinerinnen und –mediziner sowie das Rettungs- und Pflegepersonal für den Umgang mit Notfällen bei Kindern besonders ausgebildet werden?
Notfälle im Kindesalter sind im täglichen Aufgabenspektrum der Kolleginnen und Kollegen eher seltene Ereignisse – nur etwa jeder 20. Einsatz betrifft ein Kind. Zusätzliche stellen Notfälle bei Kindern spezielle Anforderungen an unsere Einsatzkräfte und deshalb ist regelmäßiges Training der verschiedenen Notfallszenarien besonders wichtig.
Gibt es denn Unterschiede zwischen der Notfallbehandlung von Kindern und Erwachsenen?
Ja – die Unterschiede sind sogar sehr groß. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Beispielsweise sind die anatomischen Verhältnisse der Atemwege anders als bei Erwachsenen. Deswegen sind Kinder nicht nur anfälliger für Atemwegserkrankungen, diese können im Zweifel auch viel schneller und gravierender ablaufen. Schwieriger ist auch die Medikation, da die Dosierungen anders als im Erwachsenenalter pro Kilogramm berechnet werden müssen. Das kann zur Verunsicherung bei den Rettungskräften vor Ort und damit zu Verzögerungen bei Behandlungen der Kinder führen. Die emotionale Betreuung darf ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Zum einen benötigen Kinder eine andere Ansprache als Erwachsene, zum anderen müssen die durch die Situation ihres Kindes stark belasteten Eltern adäquat betreut werden.
Wird dieser Spezialbereich in der Notfallmedizin/Rettungsdienstlichen/Pflegerischen Ausbildung nicht gelehrt?
Doch, die Behandlung von Kindernotfällen ist ein fester Bestandteil der Ausbildung. Aber gerade weil die Vorfälle eher selten sind, müssen sich die Kolleginnen und Kollegen regelmäßig fortbilden und Abläufe wiederholt trainieren, damit sie im Ernstfall zügig die richtigen Maßnahmen einleiten
Welche Mindestkenntnisse sollten die Medizinerinnen und Mediziner bzw. das Rettungspersonal haben?
Wichtig sind die Grundlagen der Reanimation von Neugeborenen und Kindern zu beherrschen, die sich von denen im Erwachsenenalter grundlegend unterscheiden. Dazu gehört beispielsweise, dass Säuglinge und Kleinkinder viel häufiger respiratorische als kardiale Probleme haben, was entsprechend in den Reanimationsleitlinien für Kinder berücksichtigt wurde.
Was halten Sie von Erste-Hilfe-Kursen bei Kindernotfällen?
Für die medizinischen und rettungsdienstlichen Fachkräfte gilt hier, dass nur durch kontinuierliches Lernen und Praktizieren die klinischen Fertigkeiten erhalten werden. Aber auch Eltern und Großeltern sollten Erste-Hilfe Kurse besuchen – damit sie im Zweifelsfall die Lage, in der ihr Kind oder Enkelkind ist, richtig einschätzen und die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungswagens und des Notarztes überbrücken können.
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