Erste Inklusionsstelle für einen Mitarbeiter aus den Gemeinnützigen Werkstätten Bonn am Universitätsklinikum Bonn geschaffen
Pascal Treichel arbeitet beim Betriebsärztlichen Dienst
Bonn, 21. Juni 2022 – Am Universitätsklinikum Bonn (UKB) wurde im April dieses Jahres die erste Inklusionsstelle geschaffen. Der neue UKB-Mitarbeiter arbeitet bereits seit 2017 über die GVP Gemeinnützige Werkstätten Bonn auf dem Venusberg-Campus. Für die Zukunft sind viele weitere Inklusionsstellen am UKB geplant.
Pascal Treichel ist 40 Jahre alt und kommt aus Bonn. Er ist sehr offen, engagiert, motiviert und hat beruflich schon viele unterschiedliche Dinge gemacht. Sowohl seinen Schulabschluss als auch eine Berufsausbildung zum Metallbauer hat er ohne Unterstützung gemeistert, und das, obwohl er seit seiner Geburt mit einer Sprach- und Hörbehinderung lebt. Wobei, nicht ganz ohne Unterstützung… „Meine Freunde, die waren immer für mich da und haben mich unterstützt“, sagt er mit einem Lächeln. Die ersten Probleme kommen aber, als Pascal Treichel nach der Ausbildung beginnt zu arbeiten. Er fühlt sich nicht gut aufgehoben, allein gelassen und erfährt Anfeindungen von den Kollegen.
So kann es nicht weitergehen, er sucht nach einem neuen Job, begegnet aber Vorurteilen. Lange Zeit ist er deswegen arbeitslos und damit sehr unzufrieden. Schließlich findet er Unterstützung bei den GVP Gemeinnützige Werkstätten Bonn. Neben Tätigkeiten in einer Bonner Fahrradwerkstatt erhält er einen so genannten „Betriebsintegrierten Arbeitsplatz“ (BiAP) bei einem der Partnerunternehmen der GVP. Pascal fühlt sich endlich wieder als Teil der Gesellschaft, kann mitreden, wenn seine Freunde von der Arbeit berichten. Durch den BiAP sammelt er zwei Jahre lang spannende Einblicke beim Bundeskartellamt und ist ein paar Monate als Hausmeister in einem Altenheim tätig.
Die neuen Herausforderungen gefallen ihm, er kommt gut zurecht. Auf der Suche nach einer längerfristigen, anspruchsvollen Tätigkeit, kommt er mit dem UKB in Verbindung. Im Archiv wird ein Praktikant gesucht, genauer gesagt im Mitarbeitenden-Archiv bei Dr. Tanja Menting, Leiterin des Betriebsärztlichen Dienstes am UKB. Pascal Treichel beginnt dort 2017 mit einem dreimonatigen Praktikum und schnell ist klar: Pascal muss bleiben. „Wir haben von Anfang an gemerkt, dass Pascal in unser Team gehört. Aber nicht nur das – er unterstützt uns auch durch seine zuverlässige und genaue Arbeit“, so Dr. Menting.
Und auch für Pascal Treichel ist alles rund. Neben den Aufgaben für das Mitarbeitenden-Archiv unterstützt er die Ärztinnen und Ärzte bei der Vorbereitung von Patientenakten für den nächsten Tag. Auch im PCR-Test-Abstrich-Zentrum hilft er immer wieder aus. „Früher habe ich mich bei der Arbeit immer auf den Freitag gefreut, heute gehe ich wegen der guten Atmosphäre jeden Tag gerne zur Arbeit und bin auch froh, wenn wieder Montag ist und die neue Arbeitswoche beginnt“, sagt er.
Wichtig ist es aber auch, auf Pascal Treichel Rücksicht zu nehmen und auf seine Bedürfnisse zu achten. „Manchmal benötigt er etwas mehr Zeit um sich auszudrücken, aber diese Zeit nehmen wir uns, damit er und auch wir als Team die Chance haben, uns weiterzuentwickeln“, sagt Dr. Menting.
Wir freuen uns, Pascal Treichels Geschichte mit seinem Einverständnis erzählen zu dürfen. Nicht, weil wir seine Behinderung in den Vordergrund stellen wollen, sondern weil wir über seine Bedürfnisse berichten wollen und darüber, wie er es geschafft hat, seinen Platz zu finden. Pascal, der bis März dieses Jahres noch über die GVP angestellt war, ist mittlerweile UKB-Mitarbeiter. Dr. Menting hat die erste Inklusionsstelle am UKB geschaffen, um ihm das zu ermöglichen.
In Zukunft sind weitere Kooperationsprojekte mit den Bonner Werkstäten und neuen Inklusionsstellen – u. a. im Bereich Gärtnerei – geplant. „Mein größter Wunsch war es, UKB Mitarbeiter zu sein“, sagt Pascal Treichel, dessen Anstellung nun erst einmal für zwei Jahre möglich war. „Unsere größte Hoffnung ist seine Entfristung und darauf arbeiten wir hin“, sagt seine Chefin Dr. Tanja Menting.
Bildmaterial:
Bildunterschrift: Dr. Tanja Menting, Leiterin des Betriebsärztlichen Dienstes am UKB, freut sich über die hervorragende Zusammenarbeit mit Pascal Treichel, der im Mitarbeitenden-Archiv tätig ist
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)/J. F. Saba
Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 400.000 Patient*innen betreut, es sind 8.300 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,3 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr rund 600 junge Menschen in anderen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.