Dr. Ulrike Schmidt
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Ein Jahr nach der Flutkatastrophe

Universitätsklinikum Bonn behandelte die meisten Flutopfer und betreut die Überlebenden weiter

Bonn, 14. Juli 2022 – Die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen jährt sich in der Nacht auf den 15. Juli zum ersten Mal. 134 Menschen verloren im am stärksten betroffenen Ahrtal ihr Leben. Viele weitere wurden bei den schlimmen Ereignissen und Zerstörungen verletzt und sind aufgrund des Erlebten traumatisiert. Das Universitätsklinikum Bonn (UKB) hat die benachbarten Regionen nach der Flut vielfältig unterstützt, u. a. durch medizinische Versorgung und Traumatherapie – und ist weiterhin für Betroffene da, die Hilfe benötigen.

Das Rauschen von Wasser – für viele Menschen ein schönes Geräusch, das mit Natur und Idylle assoziiert wird. Für Betroffene der Flutkatastrophe vor einem Jahr ist es oft ein Trigger für schreckliche Erinnerungen. Dr. Ulrike Schmidt, Stellvertretende Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKB, ihr Team der Spezialambulanz für Traumafolgestörungen und die Allgemeine Ambulanz der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, haben viele von ihnen seitdem behandelt. Einige haben sich direkt nach der Katastrophe bei Dr. Schmidt gemeldet, andere kamen im Laufe des Jahres zur Therapie – sie waren zu beschäftigt mit der Beseitigung der schlimmen Schäden in ihrem Zuhause. „Wir haben Menschen behandelt, die Angehörige verloren haben, die zum Teil sogar mitansehen mussten, wie Angehörige in der Flut verletzt wurden oder starben. Viele hatten Todesangst während der Ereignisse und befanden sich in großer Gefahr“, sagt Dr. Schmidt.

Traumatherapie für Flutopfer

Mittlerweile haben sie und ihr Team etwa 50 Betroffene intensiv behandelt, einige sehr kurz, andere haben eine Traumapsychotherapie benötigt, die in mehreren Fällen bereits erfolgreich abgeschlossen werden konnte. „Die Therapie besteht aus Expositionsbehandlung und Gefühlsbearbeitung. Im ersten Teil besprechen wir konkrete traumatische Erinnerungen, wie das Bild von in der Flut um ihr Leben kämpfenden Menschen, die durch bestimmte Reize, z. B. Sirenengeräusche, das Fließen von Wasser oder Gerüche ausgelöst werden. Im zweiten Teil geht es darum, wie sich die Gefühle der Betroffenen seitdem verändert haben. Viele haben das Gefühl von Sicherheit verloren, andere plagen Schuldgefühle, weil sie anderen Menschen vielleicht nicht helfen konnten“, so Dr. Schmidt. Diese Therapie ist sehr wirksam. Als eine der wenigen Expertinnen und Experten bundesweit behandelt Dr. Schmidt schwerstkranke Patientinnen und Patienten aus ganz Deutschland, die eine Traumatherapie benötigen. Das ist auch für sie nicht immer leicht, aber sie liebt ihre Arbeit, da sie Menschen mit schlimmsten Erfahrungen weiterhelfen kann.

Traumatherapieangebot besteht auch weiterhin

Wie die Menschen traumatische Erfahrungen wie Naturkatastrophen, sexuelle Gewalt oder Kriegserlebnisse verarbeiten, hängt immer davon ab, wie viel Stress und Traumatisches sie schon in ihrem vorherigen Leben erlebt haben. Nach der erfolgreichen Therapie lösen die zuvor triggernden Reize keine Flashbacks mehr aus. Außerdem wird das Verbundenheitsgefühl gestärkt und die Patientinnen und Patienten isolieren sich nach der Behandlung nicht mehr von ihrem Umfeld. Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie bietet auch weiterhin Betroffenen mit traumatischen Erfahrungen an, sich unter ulrike.schmidt@ukbonn.de zu melden, um einen Termin in der Spezialambulanz zu vereinbaren.

Medizinische Versorgung Schwerstverletzter

Über die traumatherapeutische Behandlung Betroffener der Flutkatastrophe hinaus, hat das UKB nach der Flut mehr als 200 verletzte Flutopfer im interdisziplinären Notfallzentrum (INZ) und auf den Stationen medizinisch versorgt. Immer weiter trafen in den Tagen nach der Flut Rettungshubschrauber und Krankenwagen ein, die Schwerverletzte aus den Flutregionen in RLP und NRW brachten. „Als Maximalversorger ist das UKB auf solche Ausnahmezustände immer vorbereitet“, sagt Prof. Christof Burger, Leitender Arzt der Unfall-, Hand- und Plastisch-Rekonstruktiven Chirurgie am UKB. „Infolge der Flut haben wir Patientinnen und Patienten mit schwersten Verletzungen behandelt. Das waren offene Brüche, multiple Knochenverletzungen, aber auch offene Wunden, die durch die starke Verschmutzung kontaminiert waren, und Infektionen ausgelöst haben. Glücklicherweise, ist keiner der Schwerverletzten, die bei uns behandelt wurden, verstorben“, so Prof. Burger.

Hilfsangebote für und von Mitarbeitenden

Da auch viele Mitarbeitende des UKB selbst betroffen waren, wurde eine Hotline eingerichtet. Neben therapeutischer Unterstützung half das UKB auch bei konkreten Sorgen – wie der Wohnungssuche. Zahlreiche Mitarbeitende engagierten sich vor Ort und spendeten dringend Benötigtes oder Geld für Betroffene. „Auf die Idee einiger Mitarbeitenden hin verzichtete eine überwältigende Mehrheit der UKB Mitarbeitenden außerdem auf unser Sommerfest. Die eingesparten Kosten in Höhe von 26.600 Euro wurden an die Bürgerstiftung der Volksbank RheinAhrEifel eG übergeben und kamen Betroffenen vor Ort direkt zugute“, so Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKB.

Weitere Infos zur Spezialambulanz für Traumafolgestörungen der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKB gibt es unter folgendem Link: https://www.ukbonn.de/psychiatrie-und-psychotherapie/klinik/ambulante-behandlung/ambulanz-fuer-traumafolgestoerungen/

Bildmaterial:

Bildunterschrift: Dr. Ulrike Schmidt, Stellvertretende Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKB, bietet Betroffenen mit traumatischen Erfahrungen eine Traumatherapie in ihrer Spezialambulanz an.
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB) / M. Steinhauer


Pressekontakt:

Viola Röser
Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Telefon: +49 228 287-10469
E-Mail: viola.roeser@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 400.000 Patient*innen betreut, es sind 8.300 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,3 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr rund 600 junge Menschen in anderen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.

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