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Bonner Arzt hilft Verbrennungsopfern in Ostafrika

Erster plastisch-chirurgischer Einsatz von Jan Wynands in der von ihm gegründeten Klinik in Jinja, Uganda

Bonn, 30. August 2022 – Ein für Ostafrika einzigartiges Zentrum für wiederherstellende Chirurgie ist der Traum von Dr. Jan Wynands. Der 42-Jährige baute dafür mit dem von ihm vor zwölf Jahren gegründeten gemeinnützigen Verein „ANDO modular aid“ eine Klinik in Jinja, Uganda, die nach etwa dreijähriger Bauzeit Anfang des Jahres 2022 in Betrieb genommen wurde. Jetzt ist Wynands, seit 2020 Leiter der Arbeitsgruppe „Global Surgery“ und Plastischer Chirurg am Universitätsklinikum Bonn (UKB), vom ersten chirurgischen Einsatz aus Uganda zurückgekehrt. Zehn Tage lang hat ein zehnköpfiges internationales Team in Kooperation mit Interplast Germany im „LAMU hospital – Jinja Centre for Reconstructive and Global Surgery“ Patienten betreut und operiert. Im 240 Kilogramm schweren Gepäck hatte Wynands Nahtmaterial im Wert von 7.000 Euro sowie chirurgische Instrumente, die das Equipment der neuen Klinik in Jinja vervollständigten.

Etwa 120 Patienten fanden sich in der 14 Kilometer von Jinja entfernten Klinik ein. 50 davon hatten einen Fußmarsch von bis zu drei Tagen hinter sich. Diejenigen, die noch weiter entfernt wohnten, wurden von den örtlichen Partnerorganisationen per Bus gebracht. Zwei Tage lang untersuchte und screente das chirurgische Team mit Unterstützung von Übersetzern alle sehr genau. „Wir müssen die ganze Krankengeschichte verstehen. Das ist die halbe Miete, denn man muss auch nein sagen können,“ weiß Wynands, der regelmäßig für internationale Organisationen wie dem Internationalen Roten Kreuz (IKRK) und den Ärzten ohne Grenzen (MSF) in Kriegs- und Krisenregionen arbeitet. „Nur diejenigen werden operiert, bei denen dadurch eine Verbesserung gesichert ist.“ So operierte das Team vier Tage von 8 bis 20 Uhr insgesamt 27 Patienten, darunter Opfer von Verbrennungen oder Säureattacken wie Jennifer, die sich schützend vor ihr Kind gestellt hatte. Mit einer aufwendigen Rekonstruktion des Nackens und Lösen des Kinns von der Brust konnte das internationale Team die Beweglichkeit ihres Kopfes wiederherstellen. Roger, der ausgeraubt von den Tätern auf Bahnschienen gelegt wurde, war einer von sieben Patienten, die Stumpfbehandlungen brauchten. Denn aufgrund von schlechtgemachten Amputationen konnten die Prothesen nicht richtig halten.

Ausbildung von Kriegschirurgen vor Ort in Afrika

„In einem ruhigen Gebiet in der Nachbarschaft von Krisenregionen – hier Süd Sudan, Somalia und Kongo – Notwendiges erkennen und anzubieten, ist ein Ansatz der Klinik“, erklärt Wynands. „Wir können so das Angebot machen, Chirurgen aus Krisengebieten hier vor Ort in Afrika fortzubilden.“ Ganz wichtig ist ihm dabei der Austausch mit besonders erfahrenen Kriegschirurgen wie sein Teamkollege Dr. Obady Kambale Vitswamba aus Goma, Demokratische Republik Kongo. Er ist Mitglied des von Wynands gegründeten East African Network for Plastic and Reconstructive Surgery (EAPRS) und plant, chirurgisches Personal aus Goma in Jinja selbst zu schulen. Zudem freut sich Wynands über die Zusage aus der Schweiz vom Centre of Competence on Humanitarian Negotiation (CCHN) unterstützt von internationalen Hilfsorganisationen für den ersten internationalen Workshop „Humanitarian Negotiation for Health Professionals“ in Medizinscher Verhandlungsführung: „Als elementare Voraussetzung zur medizinischen Behandlung in Krisen- und Kriegsregionen braucht es Schutz und Sicherheit für Patienten und medizinisches Personal. Dies kann durch Verhandlungsgeschick erreicht werden.“ Daher ist auf dem Klinikgelände ein Seminargebäude mit Gästehaus geplant.

Nachhaltigkeit – eine Brücke zur unabhängigen Selbsthilfe

Derzeit besteht die Klinik bei Jinja, der viertgrößten Stadt Ugandas nahe dem Austritt des Weißen Nils am Ufer des Viktoriasees, aus einer Station mit zwölf Betten, OP-Trakt, Labor, Apotheke und einem Kreißsaal. Zehn qualifizierte Mitarbeiter kümmern sich das ganze Jahr um gynäkologische Patientinnen und unterstützen werdende Mütter bei der Geburt. Zudem sind punktuell im Jahr plastisch chirurgische Einsätze vorgesehen, die auch wie der jetzige zur Ausbildung genutzt werden. Nach Bedarf und Spendenlage kann die Klinik weiter ausgebaut werden. Langfristiges Ziel von Wynands ist, dass die Klinik selbständig laufen kann. So ist die Kinderklinik, die er bereits in Ghana mit seinem Verein ANDO – modular aid e.V aufgebaut hat, bereits seit vier Jahren autonom. Seine Projekte in Afrika begleitet er wissenschaftlich in der Sektion Global Health des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des UKB. Dort leitet er seit 2019 den Arbeitskreis für „Global Surgery“. Wynands ist der Überzeugung, dass das UKB neben dem wissenschaftlichen auch einen Auftrag zur Verbesserung der medizinischen Versorgung im Globalen Süden annehmen muss. Auch freut sich Wynands darüber, in der Sektion für Plastische Chirurgie und an der chirurgischen Klinik des UKB seine praktischen Fähigkeiten vervollkommnen zu können.

Mehr Informationen zu den Projekten des Vereins „ANDO modular aid“ gibt es unter: http://ando-modular-aid.org/wp2019/

Bildmaterial:

Chirurgischer Einsatz in neuer Klinik bei Jinja, Uganda: Dr. Jan Wynands (re) operiert zusammen mit Dr. Obady Kambale Vitswamba (li) aus Goma, Demokratische Republik Kongo., und Dr. Andreas Kolbinger (hinten)
Chirurgischer Einsatz in neuer Klinik bei Jinja, Uganda: Dr. Jan Wynands untersucht einen Patienten, der Opfer einer Säureattacke wurde
Chirurgischer Einsatz in neuer Klinik bei Jinja, Uganda: Roger hofft nach der Stumpfbehandlung endlich auf gutsitzende Prothesen.
Chirurgischer Einsatz in neuer Klinik bei Jinja, Uganda: Ein Patient wird nach der postoperativen Überwachung auf die Normalstation gebracht
Chirurgischer Einsatz in neuer Klinik bei Jinja, Uganda: 14 Kilometer entfernt von der viertgrößten Stadt Ugandas nahe dem Austritt des Weißen Nils in den Viktoriasee, ist eine Klinik für wiederherstellende Chirurgie entstanden

Bildrechte: ANDO – modular aid / Woodrow Wilson und Francesco Vicenzi
Pressekontakt:
Dr. Inka Väth
Medizin-Redakteurin
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Tel. +49 (0) 228 287 10596
inka.vaeth@ukbonn.de


Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 400.000 Patient*innen betreut, es sind 8.300 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,3 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr rund 600 junge Menschen in anderen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.

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