VERFASST VONukbnewsroom

Lebensgefahr durch Knopfzellenbatterien

Universitätsklinikum Bonn warnt

Bonn, 7. Dezember 2022 – Die Giftnotrufzentrale und die Kinderintensivmedizin des Universitätsklinikums Bonn (UKB) warnen vor Gefahren durch Knopfzellenbatterien, vor allem für jüngere Kinder, aber auch Senioren. Wenn Kinder oder ältere Menschen die kleinen Batterien verschlucken, kann dauerhafter Stromfluss im Körper zu gefährlichen Verätzungen führen.

Gerade in der Vorweihnachtszeit werden Knopfzellenbatterien für Weihnachtsdekoration und LED-Teelichter häufig verwendet, aber auch das ganze Jahr über werden sie für Haushalts- und Gebrauchsgegenstände benötigt. Werden Knopfzellenbatterien verschluckt, kann dies zu lebensgefährlichen Verletzungen führen. Im Fokus stehen vor allem Knopfbatterien mit einem Durchmesser von weniger als 2 cm, aber auch kleinere Knopfzellen können zu den gleichen, bedrohlichen Gesundheitsschäden führen.

Gefahren durch verschluckte Knopfzellenbatterien:

Besonders häufig bleiben die Knopfzellen, manchmal auch ohne Symptome zu verursachen, in der Speiseröhre von Kindern stecken. Und hier liegt auch das Problem: Die Batterie haftet an der Schleimhaut und überbrückt den negativen und positiven Pol der Batterie. Durch den dauerhaften Stromfluss kommt es zur Bildung von Hydroxid-Ionen (die finden sich normalerweise in Abfluss- oder Backofenreinigern). Durch diese gefährlichen Substanzen kann es schon nach kurzer Zeit zu ausgeprägten Verätzungen der Speiseröhre kommen. Wenn die Knopfzellenbatterie länger in der Speiseröhre verbleibt, können auch die angrenzenden Blutgefäße und die Luftröhre betroffen sein. Schlimmstenfalls entsteht eine Gefahr durch lebensbedrohliche Blutungen oder einen Luftröhrendurchbruch.

Vor allem Kleinkinder und Senioren betroffen

Täglich erreichen die Giftnotrufzentrale Bonn Anfragen zu Knopfzellenbatterien. In den letzten fünf Jahren wurden durch die Giftnotrufzentrale des UKB fast 500 Fälle mit beobachteter oder vermuteter Einnahme von Knopfzellenbatterien beraten. Betroffen sind nicht nur Kleinkinder, sondern in zunehmenden Maßen auch Senioren. Neue Studienergebnisse zeigen, dass während der COVID-19-Pandemie deutlich mehr Knopfzellbatterien verschluckt wurden. Das ist auf die vermehrte Zeit im häuslichen Umfeld und die Tatsache, dass die überwiegende Anzahl der verschluckten Knopfzellenbatterien aus Haushaltsgeräten stammt, zurückzuführen. „Die Warnhinweise auf den Verpackungen sind leider völlig unzureichend und die Bevölkerung ist sich der Gefahr deswegen meist überhaupt nicht bewusst. Problematisch und tragisch ist, dass die entstehenden Verletzungen mitunter einen langen Leidensweg verursachen und zu dauerhaften Folgen führen können, die das Leben stark beeinträchtigen“, so Dr. Carola Seidel, stellvertretende Leitung der Giftnotrufzentrale Bonn am UKB.

Verschluckte Knopfzellenbatterie: Immer ein Notfall!

Eine verschluckte Knopfzellenbatterie kann bereits innerhalb von zwei Stunden zu lebensgefährlichen Verletzungen führen. „Verletzungen durch Knopfzellenbatterien sind zu 100 Prozent vermeidbare Unfälle. Vielen Eltern ist die Gefahr nicht bewusst, die von Knopfzellen ausgehen. Wenn es zum Verschlucken einer Knopfzellenbatterie kommt, ist dies ein akuter Notfall. Eine sofortige Alarmierung des Rettungsdienstes und die Vorstellung in einer Notfallambulanz ist dringend erforderlich“, sagt Dr. Till Dresbach, Oberarzt der Neonatologie und Kinderintensivmedizin am UKB.

Honig als Erste Hilfe Maßnahme

Die Symptome nach Verschlucken einer Knopfzellenbatterie können unspezifisch sein und zu Beginn womöglich falsch gedeutet werden, insbesondere wenn das Verschlucken der Knopfzellenbatterie nicht beobachtet wird. Mögliche Symptome sind: Schluckbeschwerden, Fieber, Husten, Speicheln, Erbrechen, Nahrungsverweigerung, Schmerzen beim Schlucken oder Bauchschmerzen. Studien haben gezeigt, dass die direkte Gabe von Honig die Schwere von Verletzungen durch eine verschluckte Knopfzellenbatterie abschwächen kann. Dafür sollte betroffenen Kindern oder Senioren bis zum Eintreffen im Krankenhaus alle 10 Minuten ein Teelöffel Honig verabreicht werden.

Wie können Sie Ihr Kind schützen?

Etwa 60 Prozent der verschluckten Knopfzellenbatterien werden von Kindern direkt aus dem Gerät/Spielzeug entnommen, 30 Prozent liegen lose herum und 8 Prozent stammen direkt aus der Batterieverpackung. Deswegen sind folgende Empfehlungen im Umgang mit Knopfzellenbatterien hilfreich:

  • Geräte mit Knopfzellenbatterien gehören nicht in die Hand von Kleinkindern und sollten zusätzlich gesichert werden, damit Kinder die Batterie nicht selbständig herausholen können
  • Gebrauchte Knopfzellenbatterien großzügig mit Klebeband umwickeln und kindersicher aufbewahren, bevor sie rasch entsorgt werden
  • Neue Knopfzellenbatterien außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren
  • Aufklärung von Großeltern und Betreuungspersonen über die Gefährlichkeit von Knopfzellenbatterien

Weiter Infos dazu finden Sie unter: https://www.kindernotfall-bonn.de/kindernotfall/knopfzelle-knopfbatterie-kind/

Im folgenden Film des UKB kann man am Beispiel einer Knopfzellenbatterie in einer Hähnchenbrust sehen, welche dramatischen Folgen das Verschlucken einer solchen Batterie in der menschlichen Speiseröhre hat: https://youtu.be/ooKytIBdFHU 


Bildmaterial:

Bildunterschrift: Röntgenbild: Knopfzellenbatterie (Pfeil) in der Speiseröhre eines Kleinkindes: Ein lebensbedrohlicher Notfall.

Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)

Bildunterschrift: Knopfzellenbatterie im Vergleich: Die rechte Knopfzellbatterie wurde aus der Speiseröhre eines Kleinkindes geborgen (deutliche Erosionen sind sichtbar).

Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)

Bildunterschrift: Gastroskopie/Magenspiegelung: Ausgeprägte Verätzung der Speiseröhre nach Entfernung einer Knopfzellenbatterie

Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)

Pressekontakt:
Viola Röser
Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Tel. +49 228 287-10469
E-Mail: viola.roeser@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr etwa 500.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Frauen und Männer in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte in den Corona- Jahren 2020 und 2021 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs.

 

Skip to content