Stark für ein Leben mit Diabetes
03.08.2020
Schulungen für zuckerkranke Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern am Universitätsklinikum Bonn
Die Diagnose Diabetes im Kindes- oder Jugendalter bestimmt fortan das Leben der oft schon sehr jungen Patienten. Zahlreiche Kontrollen der Zuckerwerte im Blut, Insulin-Gaben und möglichst geregelte Mahlzeiten sind für sie eine tägliche Pflicht. Diabetes-Schulungen des Universitätsklinikums Bonn für unterschiedliche Altersgruppen machen Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes fit für den Alltag mit ihrer Krankheit. Ziele sind eine ihrem Alter entsprechende Selbstständigkeit und ein selbstbewusster Umgang mit ihrer Krankheit. Die Eltern werden mitgeschult, damit sie ihre Kinder unterstützen können und für Risikosituationen gewappnet sind. Am Montag, 3. August, startet die achttägige stationäre Diabetes-Schulung „Level 2“ für 14- bis 15-Jährige.
Nach den Sommerferien gehen die ehemaligen Viertklässler auf eine weiterführende Schule und das achttägige stationäre Schulungs-Programm „Auf ins nächste Level“ hat sie jetzt darauf vorbereitet. „Wir vermitteln ihnen das Rüstzeug, mit dem sie den herausfordernden Schulwechsel gut bewältigen können“, sagt Prof. Dr. Bettina Gohlke, Leiterin des Schwerpunktes Kinderendokrinologie, -diabetologie, Adipositas, Stoffwechsel am Universitätsklinikum Bonn. „Denn die neun- bis zehn-Jährigen müssen dann viel selbständiger sein, unter anderem aufgrund der Teilnahme an Klassenfahrten.“ Das bewährte Angebot fand jetzt Ende Juni nach dem Umzug der Kinderklinik auf den Venusberg zum ersten Mal im Eltern-Kind-Zentrum (ELKI) des Universitätsklinikums Bonn statt.
Highlight der gerade Ende Juni durchgeführten Schulung „Auf ins nächste Level“ für neun- bis zehn-Jährige war ein Besuch bei der Bonner Berufsfeuerwehr, © KEDAS / UK Bonn
Lebenslanges Monitoring stoppt akute und chronische Komplikationen
Etwa 34.000 Kinder und Jugendliche werden derzeit in Deutschland wegen einem Typ-1-Diabetes behandelt – Tendenz steigend. Ursache der chronischen Erkrankung ist ein Mangel an Insulin, einem den Blutzucker senkenden Hormon. Es schleust Zucker, ein wichtiger Energielieferant für die Zellen, aus dem Blut in die Körperzellen. Um Akutsituationen wie einen Bewusstseinsverlust aufgrund einer schweren Unterzuckerung sowie Organschäden durch Überzuckerung infolge eines Insulinmangels zu verhindern, ist ein immer optimal eingestellter Blutzucker wichtig und somit ein lebenslanges Monitoring notwendig. Dauerhafte Reflektion der Nahrungsmittelzufuhr, regelmäßige Kontrolle des Blutzuckers sowie hoher Zeit-, aber auch finanzieller Aufwand sind nur einzelne Aspekte, die die Belastungen von Betroffenen und ihren Familien verdeutlichen. Gerade von Heranwachsenden in der Pubertät werden diese Einschränkung der Unbeschwertheit und Verlust der Spontanität oft als sehr belastend empfunden.
Normale Jugend- und Schulzeit ermöglichen
In der Schulung „Auf ins nächste Level“ übten daher jetzt sieben neun- bis zehn-Jährige spielerisch alles Wichtige rund um ihren Alltag mit Diabetes mellitus Typ 1. Sie lernten ihre Blutzuckerwerte zu messen, ihre Mahlzeiten danach selbst zu berechnen und entsprechend Insulin von außen zuführen, also per Injektion mittels Pen oder per „Knopfdruck“ im Rahmen einer Insulinpumpentherapie. Sind die Blutzuckerwerte beispielsweise zu hoch, müssen die Kinder mehr Insulin spritzen. Traubenzucker hilft ihnen bei einer akuten Unterzuckerung. Doch alles muss in der Praxis geübt werden. So kann sich unter anderem durch Sport der Blutzuckerwert ändern. „Die Kinder sollen gemeinsam mit Gleichaltrigem mehr über die eigene chronische Erkrankung erfahren, dadurch ihre Stoffwechseleinstellung verbessern – und dabei Spaß haben“, sagt Prof. Gohlke. Gemeinsame Ausflüge zum Kletterwald oder wie dieses Mal zum Minigolf gehören deshalb genauso zur Schulung wie die Verbesserung des Wissens über Ernährung. Dieses konnte – Dank der neuen Räumlichkeiten im ELKI mit einer eigenen „Diabetikerküche“ auf Station 3 – noch besser vermittelt werden als in der alten Kinderklinik am Rhein.
Ein Ziel ist eine ihrem Alter entsprechende Selbstständigkeit
„Spätestens ab der Pubertät möchten die betroffenen Jugendlichen nicht ‘anders’ sein oder auffallen. Zudem steigt der schulische Leistungsdruck weiter an“, sagt Prof. Gohlke. Daher startet am Montag, 3. August, die achttägige stationäre Diabetes-Schulung „Level 2“ für 14- bis 15-Jährige auf Station 3 im ELKI kurz vor Ende der Sommerferien. Zudem steht im Angebot ab 19. Oktober die Schulung „Generation T“ für Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren, die den „Sprung“ in das Erwachsenendasein als Diabetiker erleichtern soll. Hinzu kommen die Schulung “ Level 1″ für 12- bis 13-Jährige ab 30. November und im Jahr 2021 die Schulung „Fit für die Schule“ für Kindergartenkinder vor der Einschulung. Teilnehmen kann jedes Kind mit Diabetes mellitus, auch wenn es nicht am Universitätsklinikum Bonn diabetologisch betreut wird.
Interessierte können sich für mehr Informationen zu den Typ-1-Diabetes-Schulungen an Laura Mallmann vom Schwerpunkt KEDAS (Kinderendokrinologie, -diabetologie, Adipositas, Stoffwechsel) unter der Telefonnummer 0228/287-38213 oder Mobil 0151/18895542 oder per E-Mail Laura.Mallmann@ukbonn.de wenden.
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Bettina Gohlke
Leitung KEDAS (Kinderendokrinologie, -diabetologie, Adipositas, Stoffwechsel)
Zentrum für Kinderheilkunde
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-33223
E-Mail: Bettina.Gohlke@ukbonn.de
Bild oben:
Highlight der gerade Ende Juni durchgeführten Schulung „Auf ins nächste Level“ für neun- bis zehn-Jährige war ein Besuch bei der Bonner Berufsfeuerwehr.
© KEDAS / UK Bonn