Professor Christian Strassburg und Robert vom Universitätsklinikum Bonn
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Darmkrebsvorbeugung durch Tabletten

Universitätsklinikum Bonn nimmt an Studie zu familiärer adenomatöser Polyposis teil

Bonn, den 10. September 2020 – Eine medikamentöse Behandlung zur Verhinderung oder einer Beeinflussung der Krebsentstehung (Chemoprävention) ist seit langem ein Ziel in der Medizin. Jetzt erfolgte die bisher größte internationale Studie zur Chemoprävention bei Patienten mit familiärer adenomatöser Polyposis (FAP) unter wesentlicher Mithilfe der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Nationalen Zentrum für erbliche Tumorerkrankungen (NZeT) des Universitätsklinikums Bonn (UKB). Ziel der Studie war es, die Sicherheit und Wirksamkeit einer Medikamentenkombination aus Sulindac und Eflornithin bei Patienten mit einer FAP zu untersuchen. „Diese Studie ist ein Novum, da sie das erste Mal eine Medikamentenkombination zur Verhinderung von Operationen in Europa und den USA untersucht. Patienten mit einer FAP sind auch in Not, da in der Regel eine lebenseinschneidende Operation, nämlich eine prophylaktische Dickdarmentfernung (Kolektomie/Proktokolektomie), erforderlich ist. Alternativen zur chirurgischen Therapie sind daher bei dieser seltenen Erkrankung dringend notwendig“, sagt Prof. Christian Strassburg, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I und Mitglied des NZeT.

Die aktuell publizierte Studie, die gemeinsam mit internationalen Kollegen in der aktuellen Ausgabe der renommierten medizinischen Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ erschienen ist, untersuchte die Medikamentenkombination aus Sulindac und Eflornithin an drei verschiedenen Gruppen von FAP-Patienten. Eine Teilnahme war möglich entweder bei einem noch intakten Dickdarm, aber relevanter Polyposis, oder bei einer Polyposis im verbliebenen Mastdarm nach Operation, oder bei einer Polyposis im Zwölffingerdarm. Während sich durch die Medikamente kein Effekt im Zwölffingerdarm zeigte, war die Kombination im intakten Dickdarm effektiv. So musste im Überwachungszeitraum von bis zu 48 Monaten keine prophylaktische Entfernung des Dickdarms erfolgen. „Wir haben nun das erste Mal eine zusätzliche Option zur endoskopischen Entfernung von Polypen, um eine Operation zu verhindern oder wenigstens zu verzögen“, erläutert Oberarzt an der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des UKB Dr. Robert Hüneburg, der auch an der Studie beteiligt war. „Da diese Patientengruppe in der Studie relativ klein war, halten wir weitere Folgestudien für sinnvoll“.

Am NZeT werden Patienten aus ganz Deutschland behandelt. Durch die integrative Versorgung, organisiert durch die Medizinische Klinik I, besteht ein nationales Alleinstellungsmerkmal. „Auch international zählt die Abteilung zu den führenden Zentren, was sich auch in der Rekrutierung zur aktuellen Studie wiederspiegelt. So hat das Zentrum aus Bonn die größte Patientengruppe aus Europa beigesteuert“, erläutert Prof. Strassburg.

Familiäre adenomatöse Polyposis

Darmkrebs entsteht aus Tumorvorstufen, den so genannten Adenomen oder Polypen. In seltenen Fällen treten in Familien gehäuft Polypen auf, was als Polyposis bezeichnet wird. Die autosomal-dominant erbliche familiäre adenomatöse Polyposis (FAP) ist die häufigste Polyposis des Dickdarms und Mastdarms mit einer Häufigkeit von 1:8500. Ohne eine Behandlung liegt das Risiko, Darmkrebs zu bekommen, bei annähernd 100 Prozent. Im Gegensatz zum nicht-erblichen Darmkrebs ist bei der FAP eine Krebsentwicklung in jungem Alter und an mehreren Orten im Körper möglich. Bereits im Alter von 12-17 Jahren treten die ersten Krebs-Vorstufen auf. Bei fast allen Betroffenen ist nach abgeschlossener Pubertät eine prophylaktische Dickdarmentfernung (Kolektomie/Proktokolektomie) notwendig. Zusätzlich zu den Adenomen im Dickdarm entwickeln bis zu 90 Prozent aller FAP-Patienten Polypen im Zwölffingerdarm (Duodenum). Das Lebenszeitrisiko für die Entwicklung eines Duodenalkarzinoms beträgt bis zu 12 Prozent und ist nach prophylaktischer (Prokto-)Kolektomie die Haupttodesursache.

Mehr Informationen:
Nationales Zentrum für erbliche Tumorerkrankungen des Universitätsklinikums Bonn: www.nzet.de

Pressekontakt:
Daria Siverina
stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn
Tel: 0228/287-14416
E-Mail: daria.siverina@ukbonn.de

Bild oben:

Bildunterschrift: (v.l.) Prof. Dr. Christian P. Strassburg, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Universitätsklinikum Bonn (UKB) und Dr. Robert Hüneburg, Oberarzt an der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Universitätsklinikum Bonn (UKB).

Bildnachweis:
Universitätsklinikum Bonn (UKB)/K. Wislsperger

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