Universitätskliniken bieten eigenes Corona-Dashboard
Transparenz der Versorgungslage im Gesundheitsbereich als Grundlage künftiger Kriseneinschätzung
Frühzeitig Entwicklungen zu erkennen und anzuzeigen, ist ein wichtiger Faktor, um erfolgreich entscheiden und handeln zu können. Das gilt generell, aber besonders im Falle einer Pandemie. Daher hat das Universitätsklinikum Bonn (UKB) für sich und bislang neun weitere Universitätskliniken ein COVID-19-Dashboard entwickelt, das Einblick in die Corona-Lage auf den Stationen ermöglicht. Bei künftiger Beteiligung weiterer Kliniken könnten so in Zukunft Führungskräfte aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft ebenso wie Medien und andere Interessierte, akute Entwicklungen bei der klinischen Versorgung zeitnah und detailliert verfolgen.
Im Rahmen des durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kooperationsprojektes „CODEX“ von insgesamt 35 Universitätskliniken werden Informationen zur Corona-Versorgungslage direkt aus deren elektronischen Dokumentationssystemen abgerufen und sind jederzeit unter coronadashboard.ukbonn.de verfügbar. Dabei sind alle Daten anonymisiert und entsprechen dem höchsten Datenschutzstandard. Das Dashboard liefert u. a. aktuelle Informationen zur Gesamtzahl der Patienten mit COVID-19-Infektion, zum Versorgungsniveau, zur Verweildauer auf den Intensivstationen sowie zu Alter und Geschlecht.
Ziel ist es, den beteiligten Kliniken detailliertere Einblicke in die überregionale Versorgungslage anzubieten und gleichzeitig einen transparenten Informationsfluss zwischen medizinischen Versorgungseinrichtungen und der Öffentlichkeit zu schaffen, ohne das medizinische Personal mit zusätzlichen Melde- und Erfassungsaufgaben zu belasten. „Kurzfristig sollen Interessierte – darunter vor allem Führungspersonal aus Politik und Verwaltung sowie Journalistinnen und Journalisten – zusätzliche Informationen zur Corona-Lage erhalten“, so Dr. Sven Zenker, Ärztlicher Leiter der Stabsstelle Medizinisch-Wissenschaftliche Technologieentwicklung und -koordination (MWTek) am UKB. „Langfristig wollen wir eine kontinuierlich arbeitende Infrastruktur schaffen, die auch über die Corona-Pandemie hinaus dazu dient, Herausforderungen des Gesundheitssystems in Deutschland schneller und besser zu erfassen und zu bewältigen.“ Daher werde hart daran gearbeitet, weitere Kooperationspartnerinnen und -partner zu integrieren, die präsentierten Daten umfassender und vollständiger zu gestalten und die Stabilität und Geschwindigkeit der Einbindungen verschiedener Standorte weiter zu verbessern. „Unser Ansatz, pandemierelevante Versorgungsdaten direkt aus den Quellsystemen der Krankenhäuser technisch für externe Nutzer verfügbar zu machen, ist hochgradig innovativ. Entsprechend herausfordernd ist auch die technische und organisatorische Umsetzung“, betont Zenker.
Auch die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gründer eines der wichtigsten deutschen Dashboards zu Intensivkapazitäten, hebt die Vorteile des neuen Ansatzes hervor: „Die hier demonstrierte Technologie hat klar das Potential, unsere durch Expertinnen und Experten im Robert-Koch-Institut aufbereiteten und qualitätsgesicherten Daten des DIVI-Intensivregisters um tiefere und aktuellere Informationen direkt aus den Versorgungssystemen zu ergänzen, ohne weiteren Verwaltungsaufwand zu erzeugen“, sagt Prof. Dr. Gernot Marx, Präsident der DIVI und Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care an der Uniklinik Aachen (UKA).
Das Corona-Dashboard ist Teil des CODEX-Projektes im Netzwerk Universitätsmedizin (NUM), einer vom BMBF aktuell mit ca. 150 Millionen Euro geförderten Initiative, die die COVID-19-Forschung in Deutschland beschleunigen soll. Die neue Zusammenarbeit baut auf den Strukturen der Medizininformatikinitiative (MII) auf. In der MII arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Medizin, Informatik und weiterer Fachrichtungen der deutschen Universitätskliniken zusammen mit weiteren Partnern daran, Patientendaten, die während eines Klinikaufenthalts entstehen, bundesweit digital zu vernetzen. Ziel ist es, Forschungsmöglichkeiten und Patientenversorgung zu verbessern.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind am coronadashboard.ukbonn.de folgende Universitätskliniken beteiligt:
- Charité – Universitätsmedizin Berlin
- Universitätsklinikum Aachen
- Universitätsklinikum Bonn
- Universitätsklinikum Erlangen
- Universitätsklinikum Halle (Saale)
- Universitätsklinikum Jena
- Universitätsklinikum Leipzig
- Klinikum der Universität München (LMU)
- Universitätsklinikum Ulm
Bild oben: Dr. Sven Zenker, Ärztlicher Leiter der Stabsstelle Medizinisch-Wissenschaftliche Technologieentwicklung und -koordination (MWTek) am Universitätsklinikum Bonn
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn/J. F. Saba
Pressekontakt:
Susanne Wagner
stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Tel.: 0228 287-19891
E-Mail: Susanne.Wagner@ukbonn.de
Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 400.000 Patienten*innen betreut, es sind über 8.000 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt über 1 Mrd. Euro. Neben den über 3.000 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr über 500 junge Menschen in anderen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2019 das wirtschaftlich erfolgreichste Jahresergebnis aller 35 deutschen UKs und die einzige positive Jahres-Bilanz der UKs in NRW.