Bakterielle Niereninfektionen im Fokus einer neuen Forschungsgruppe
DFG bewilligt vierjährige Förderung für Konsortium an dem drei Arbeitsgruppen am Universitätsklinikum Bonn beteiligt sind
Bonn, 16. Dezember – Infektionen der Niere kommen in der Bevölkerung sehr häufig vor und können unter Umständen lebensbedrohliche Folgen haben. Um diese bakteriellen Infektionen auf molekularer Ebene besser zu verstehen, fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in den kommenden vier Jahren eine interdisziplinäre Forschungsgruppe. Sprecher ist Prof. Dr. Florian Wagenlehner, Urologe an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Das Projekt „Bakterielle renale Infektionen und deren Abwehr (BARICADE)“ befasst sich mit bakteriellen Virulenzfaktoren, Wirtsmerkmalen, insbesondere der gewebespezifischen Mikroumgebung und der angeborenen Immunantwort, sowie Aspekten der anti-bakteriellen Therapie. Die JLU, das Universitätsklinikum Bonn (UKB), die Universität Duisburg-Essen und die Westfälische Wilhelms-Universität Münster arbeiten in dieser Gruppe zusammen.
Die Harnwege sind häufig von bakteriellen Infektionen betroffen, die nicht selten auf die Nieren übergreifen. Wegen einer Vielzahl von Faktoren, die Therapieerfolge mindern, kann dies schwerwiegende Folgen haben. Um in diesem Bereich Fortschritte zu erzielen und Wege zu neuen Behandlungsstrategien zu ebnen, verfolgt das Projekt einen interdisziplinären Ansatz. „Unser Konsortium besteht aus ausgewiesenen Experten aus verschiedenen Disziplinen“, erläutert Prof. Wagenlehner. Seine Kolleginnen und Kollegen kommen aus den Fachgebieten Urologie, Nephrologie (Nierenheilkunde), Mikrobiologie und Immunologie und haben sich zusammengeschlossen, um wichtige offene Fragen gemeinsam und mit modernsten Technologien zu bearbeiten. Die Kombination verschiedener innovativer Ansätze aus den Teildisziplinen schafft einen Mehrwert für alle Einzelprojekte, indem sie Fragen beantworten können, die über ihren eigenen Forschungsumfang hinausgehen.
Neue Methoden für die Erforschung von Harnwegsinfektionen
Am Institut für Molekulare Medizin und Experimentelle Immunologie (IMMEI) des Universitätsklinikums Bonn (UKB) will Dr. Selina Jorch die Dynamik des Immunsystems im Zusammenhang mit menschlichen Erkrankungen besser verstehen. Um die Bewegung und Funktion einzelner Immunzellen in der Niere über die Zeit besser untersuchen zu können, nutzt Jorch eine spezielle Mikroskopietechnik: „Mit der 2-Photonen-Mikroskopie können wir nun direkt beobachten, wie eine spezielle Art von weißen Blutkörperchen, die sogenannten Monozyten, auf eindringende Keime reagieren“, sagt Jorch.
Ebenfalls am IMMEI konzentriert sich Prof. Dr. Christian Kurts auf die Rolle des Stoffwechsels auf die Infektion. „Wir interessieren uns für den Einfluss unserer salz- und fettreichen westlichen Ernährung auf die Immunabwehr unseres Körpers gegen die bakterielle Infektion „, erläutert Prof. Kurts.
Prof. Dr. Sibylle von Vietinghoff untersucht in der Nephrologie an der Medizinischen Klinik I des UKB die Rolle und Regulation von Immunzellen in der Niere. „Wir wollen untersuchen, wie moderne Diabetesmedikamente, die auf die Zuckerausscheidung der Niere wirken, die Fähigkeit der Bakterien verändern, die Nieren anzugreifen“, erklärt Prof. von Vietinghoff.
Bildmaterial:
Bildunterschrift: Forschungsgruppe BARICADE wird von der DFG mit circa 3,3 Millionen Euro zunächst gefördert: (v. li): Die Mitglieder des Exzellenzclusters ImmunoSensation2 am UKB Prof. Sibylle von Vietinghoff, Prof. Christian Kurts und Dr. Selina Jorch sind mit ihren Arbeitsgruppen beteiligt.
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn / Alessandro Winkler
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Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr etwa 500.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Frauen und Männer in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte in den Corona- Jahren 2020 und 2021 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs.