Depression im Alter braucht mehr als ein offenes Ohr
Menschen mit Altersdepression für Studie gesucht
Depressionen zählen neben der Demenz zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter, bleiben jedoch vielfach unerkannt oder werden als unvermeidliche Alterserscheinung hingenommen. Dadurch wird die Altersdepression oft nicht behandelt. Die aktuelle CBTlate-Studie, an der sieben deutsche Zentren – darunter das Universitätsklinikum Bonn – beteiligt sind, soll die Versorgung der Betroffenen verbessern. Ziel ist es, eine bei jüngeren Patienten gut wirksame Psychotherapie auch für ältere Patienten zu etablieren. Die Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie am Universitätsklinikum Bonn sucht jetzt Betroffene, die 60 Jahre oder älter sind und an einer mittelgradigen bis schweren Depression leiden.
Interessenverlust, Bedrücktheit oder Antriebslosigkeit: Diese depressiven Anzeichen werden von den Betroffenen selbst und von der Umgebung häufig als normale Alterserscheinung angesehen. Zudem können körperliche Symptome wie Schwindelanfälle, Schmerzen und Magen-Darm-Probleme die typischen Stimmungsveränderungen verdecken, so dass oft eine Altersdepression nicht erkannt wird. Auch ist manchmal eine Abgrenzung zu einer beginnenden Demenz schwierig, die auch mit depressiven Verstimmungen einhergehen kann. „Betroffene über 60 Jahre sind psychotherapeutisch unterversorgt – aufgrund begleitender körperlicher Erkrankungen, oder wegen Einschränkungen der Mobilität, aber vor allem, weil einfach nicht an eine Depression gedacht wird“, sagt Prof. Dr. Michael Wagner, Leitender Psychologe der Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie am Universitätsklinikum Bonn. „Doch bedingt eine Altersdepression nicht nur eine stark reduzierte Lebensqualität, sondern auch eine höhere Sterblichkeit“.
Änderung der Gedanken und Bewertungen steht im Mittelpunkt
Eine Altersdepression findet häufig ihren Ursprung in den hohen emotionalen Anforderungen, die das Älter werden mit sich bringt. Diese sind bedingt durch Verluste wie Ende der Berufstätigkeit, Tod des Partners oder Abnahme der sozialen Kontakte, aber auch nachlassende geistige und körperliche Leistungsfähigkeit. Zudem spielen – nicht immer angemessene – Ängste um die Gesundheit sowie vor der Pflegebedürftigkeit oder Verarmung eine Rolle. Viele Betroffenen können mit den Veränderungen im Prozess ihres Älterwerdens nicht umgehen. Hier setzt die CBTlate-Studie mit einer kognitiven Verhaltenstherapie an. Ziel ist es, mentale Techniken zur Verhaltensänderung zu erlernen. „Wir arbeiten im Dialog mit den Patienten ungünstige negative Denkmuster heraus, wie etwa „es ist eh zu spät“ und hinterfragen gemeinsam die Ängste. Wir regen unsere Patienten zur Aktivität an und geben ihnen Übungen an die Hand, ihre Reaktionen auf Ereignisse zu ändern“, erklärt Prof. Wagner.
Eine Pilot-Studie in Tübingen zeigte, dass diese spezifische psychotherapeutische Behandlung bei Altersdepression durchaus wirksam ist. Diese Ergebnisse sollen in der aktuellen CBTlate-Studie, an der sieben deutsche Zentren – darunter das Universitätsklinikum Bonn – beteiligt sind, im Vergleich zu einer unterstützenden Gesprächstherapie geprüft werden. „Der Vorteil für unsere Studienteilnehmer liegt in jedem Falle in einer kurzen und wirksamen Behandlung ohne lange Wartezeiten“, sagt Prof. Wagner. Dank der Förderung durch den Bund ist die von qualifizierten Therapeuten durchgeführte Therapie für die Patienten kostenfrei.
Teilnehmer in Bonn und Umgebung für Studie gesucht
Im Rahmen der CBTlate-Studie bietet die Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie am Universitätsklinikum Bonn nach einem Erstgespräch zur Klärung der Studieneignung ein achtwöchiges ambulantes Behandlungsprogramm mit zwei Psychotherapiegesprächen pro Woche – insgesamt 15 Sitzungen – sowie drei weitere separate Untersuchungstermine. Teilnehmen können Betroffene, die 60 Jahre oder älter sind und an einer mittelgradigen bis schweren Depression leiden. Sie sollten keine oder eine stabile antidepressive Medikation einnehmen, keine schwerwiegenden körperlichen Erkrankungen wie Krebs haben, sowie sich nicht in stationärer oder teilstationärer psychiatrischer Behandlung befinden.
Anmeldung zum Vorgespräch und weitere Informationen bei Carolin Klemme, Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie am Universitätsklinikum Bonn, unter der Telefonnummer 0228/287-31190 oder per E-Mail an carolin.klemme@ukbonn.de
Weitere Informationen zur Studie gibt es unter:
https://www.ukbonn.de/C12582D3002FD21D/vwLookupDownloads/20180806_Flyer_CBTlate_Bonn_WEB.pdf/$FILE/20180806_Flyer_CBTlate_Bonn_WEB.pdf
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Michael Wagner
Leitender Psychologe
Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie
Telefon: 0228-287-36377
E-Mail: Michael.Wagner@ukbonn.de