Prof. Andreas Hoeft
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Ergebnisse der ersten multizentrischen Studie zur Fern-Präkonditionierung liegen vor + + + mehr:

Prof. Andreas Hoeft, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am UKB, hat gemeinsam mit Wissenschaftler/innen von 13 weiteren Universitätsklinika an der ersten multizentrischen Studie zur Fern-Präkonditionierung gearbeitet. Die Ergebnisse der Studie entsprechen nicht den Erwartungen der Fachwelt und erfordern Anpassungen des Therapieansatzes. Im Rahmen einer Herzoperation kann es zur kritischen Unterversorgung des Herzens, des Gehirns und der Niere mit lebenswichtigem Sauerstoff und Substraten kommen. Aus diesem Grund zielen aktuelle Therapieansätze auf die Vorbeugung oder Reduktion der Organschädigungen. Hoffnung setzt die Forschung in die sogenannte Fern-Präkonditionierung, bei der der Körper noch vor der Operation auf das kommende Stressereignis vorbereitet wird. In der ersten großen multizentrischen Studie zum Thema konnte allerdings kein klarer Effekt dieser Methode festgestellt werden. Die Frankfurter Studienverantwortlichen sehen dennoch Potenzial in dem Verfahren und sprechen sich für eine Anpassung des Therapieansatzes aus. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht. Organe „lernen“, Sauerstoffmangel zu überbrücken Die Sauerstoff- und Substratunterversorgung kann durch eine Ischämie und das folgende Reperfusionssyndrom hervorgerufen werden. Bei der Ischämie handelt es sich um eine Minderdurchblutung oder einen vollständigen Durchblutungsausfall eines Gewebes oder Organs. Sie kann bei einer Operation künstlich ausgelöst werden, weil beispielsweise eine Arterie abgebunden werden muss. Die im Anschluss wiederhergestellte Durchblutung bezeichnet man als Reperfusion. Dieser Prozess aus unterbrochener und wiederhergestellter Durchblutung kann zu Gewebsschädigungen führen. Dem soll durch die Fern-Präkonditionierung vorgebeugt werden. Durch das wiederholte Aufpumpen einer Blutdruckmanschette wird ein kurzzeitiger Sauerstoffmangel in robusten Körperteilen wie dem Unterarm erzeugt. Dadurch soll über die Freisetzung von Botenstoffen – ein angeborener Schutzmechanismus – die Widerstandsfähigkeit weiter entfernter lebenswichtiger Organe, wie Gehirn und Herz, erhöht werden. Im übertragenen Sinne haben die lebenswichtigen Organe gelernt, einen operativ bedingten Sauerstoffmangel zu überbrücken. Erste multizentrische Studie Die Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Universitätsklinik Bonn hat sich neben 13 weiteren deutschen Universitätsklinika an einer großen multizentrischen, doppel-blinden kontrollierten Studie beteiligt, um den Nutzen der Fern-Präkonditionierung auf konkrete klinische Endpunkte hin zu untersuchen. In der RIPHeart-Studie wurden insgesamt 1.403 herzchirurgische Patienten vor der Operation entweder einer Interventions- oder einer Kontrollgruppe zugewiesen. Die Patienten mit der Fern-Präkonditionierung erhielten vier Zyklen von jeweils fünf Minuten Oberarmblutleere. In der Kontrollgruppe wurde das Prozedere nur vorgetäuscht. Die Auswertung fokussierte primär auf den Anteil der Patient mit einer postoperativen Komplikation. Als solche Endpunkte definierten die Wissenschaftler Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenversagen. Datenmonitoring und -analyse erfolgten in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Klinische Studien (ZKS) der Universität Leipzig. Finanziert wurde die Studie durch das Programm „Klinische Studien“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Ergebnisse erfordern Anpassung des Therapieansatzes Die Ergebnisse der Studie entsprechen nicht den Erwartungen der Fachwelt: Es konnte in der RIPHeart-Studie weder für den Zeitpunkt der Krankenhausentlassung noch nach 90 Tagen ein signifikanter Vorteil durch die Fern-Präkonditionierung gefunden werden. Aufgrund der aktuellen Studienergebnisse des klinisch nicht nachweisbaren Nutzens anhand harter Endpunkte muss das in der Vergangenheit vielversprechende Konzept der Fern-Präkonditionierung nun in Frage gestellt werden. Potentiell zukünftige Untersuchungen müssten mögliche Störfaktoren wie zum Beispiel Begleitmedikation oder -erkrankungen und auch weitere Patientengruppen in den Blick nehmen. Das könnten etwa Patienten mit einem frischen Herzinfarkt vor der Herzoperation oder mit einer Organtransplantation sein. Downloads: Meybohm NEJM 2015 Meybohm_appendix Publikation: Meybohm P, et al. A Multicenter Trial of Remote Ischemic Preconditioning for Heart Surgery. N Engl J Med 2015, published online, DOI: 10.1056/NEJMoa1413579 http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1413579?query=featured_home Der Internetauftritt des NEJM bietet neben dem Fachartikel auch eine filmische Kurzanimation, die das Forschungsthema visualisiert.
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