Fettabsaugung bei Lipödem ist keine Schönheits-OP
Universitätsklinikum Bonn begrüßt Entscheidung der Krankenkassen
Bonn, 19. September 2019 – Schmerzen in den Beinen, blaue Flecken bei leichten Berührungen, psychische Probleme – die Leidensliste der betroffenen Frauen ist lang. Dennoch werden sie oft sogar von vielen Ärzten als „fettleibig“ abgetan, obwohl eine ernsthafte Erkrankung dahintersteckt: das Lipödem. Drei Millionen Frauen sind deutschlandweit von dieser chronischen, krankhaften Fettverteilungsstörung betroffen. Sie hat vermutlich hormonelle Ursachen und wird oft spät diagnostiziert. Bislang muss die operative Therapie oft von den Patientinnen selbst bezahlt werden. Das soll sich nach Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) nun ab 2020 ändern.
Am heutigen Donnerstag tagte dazu der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) mit dem Ergebnis, dass ab Januar 2020 die Betroffenen im Stadium III Liposuktionen, also Fettabsaugungen, auf Krankenkassenkosten durchführen lassen dürfen. Dabei werden bestimmte Voraussetzungen einerseits von den Betroffenen, aber auch von den Ärzten zu erfüllen sein. „Ein wichtiger Teilerfolg“, meint der Ärztliche Leiter für Plastische und Ästhetische Chirurgie Priv.-Doz. Dr. Klaus J. Walgenbach am Universitätsklinikum Bonn (UKB). Der Mediziner behandelt jährlich zahlreiche Lipödem-Fälle und weiß, dass nicht jede Patientin sich die Operation leisten kann. Umso erfreulicher ist es für den plastischen Chirurgen, dass die Politik das Problem endlich erkannt hat und von den Krankenkassen zumindest in den sehr ausgeprägten Fällen eine entsprechende Therapie und Kostenübernahme einfordert. „Deshalb begrüßen wir ausdrücklich den Beschluss des G-BA vom heutigen Tag, zumindest die Kosten für die Liposuktion in besonders schweren Fällen (Grad 3) zu übernehmen. Dies ist ein erster, wichtiger Schritt, um den Patientinnen zu helfen“, resümiert Priv.-Doz. Dr. Walgenbach.
Konservative Therapie nicht ausreichend
Denn konservative Therapien wie Lymphdrainage und Kompressionsbehandlung reichen oftmals nicht aus. „Seit über 15 Jahren behandeln wir am UKB erfolgreich Lipödem-Patientinnen und sehen, wie effektiv gerade eine operative Therapie mittels Liposuktion sein kann“, betont Priv.-Doz. Dr. Walgenbach. Die Fettabsaugung führt dabei nicht nur zu einer deutlichen Reduzierung des Fettgewebes und damit Verbesserung des äußeren Erscheinungsbilds, sondern auch zu einem Verschwinden oder zumindest einer deutlichen Linderung der Beschwerden. „Es muss jedem klar sein, dass es keine Schönheits-OP ist. Hier geht es darum, die Patientinnen von den Schmerzen zu befreien und ihnen zu mehr Beweglichkeit zu verhelfen“, erklärt der UKB-Arzt. Dass der seelische Druck auch abgebaut werde, sei ein wünschenswerter Nebeneffekt. „Darum unterstützen wir ausdrücklich die Forderung nach weiterführenden Maßnahmen, um auch den Patientinnen in früheren, weniger ausgeprägten Stadien eine effiziente Therapie zu ermöglichen“, so Priv.-Doz. Dr. Walgenbach.
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Priv.-Doz. Dr. Klaus J. Walgenbach, Ärztlicher Leiter für Plastische und Ästhetische Chirurgie am Universitätsklinikum Bonn (UKB), zeichnet bei einer Patientin den Liposuktionsbereich ein.
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Universitätsklinikum Bonn (UKB)/F. J. Saba