Hygiene-Preis für One-Health-Forscher des Universitätsklinikums Bonn
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Hygiene-Preis für interdisziplinäres Forscherteam des Universitätsklinikums Bonn

Gegen antibiotikaresistente Keime wirken einfache, aber konsequente Maßnahmen

Jungwissenschaftler des Universitätsklinikums Bonn (UKB) bekommen den Hygiene-Preis der Rudolf Schülke Stiftung. Mit ihrer Arbeit zeigen sie auf, welche Maßnahmen nötig sind, um die Verbreitung von antibiotikaresistenten Keimen in Krankenhäusern gezielt zu reduzieren oder ganz zu stoppen. Alle zwei Jahre verleiht die Rudolf Schülke Stiftung den mit 15.000 Euro dotierten Hygiene-Preis an Wissenschaftler, die besondere Problemlösungen im Bereich der Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin erzielt haben.

Antibiotikaresistente Infektionserreger sind laut WHO für mindestens 700.000 Todesfälle im Jahr verantwortlich. Sollten keine adäquaten Maßnahmen zur Reduktion von antimikrobieller Resistenz und deren Verbreitung erfolgen, könnte diese Zahl bis 2050 auf geschätzte zehn Millionen Tote steigen (WHO, 2019). Zur Einschätzung des Risikos der Verbreitung von Antibiotikaresistenzen führte das Forscherteam der Arbeitsgruppe „One Health“ um Dr. med. Dr. agr. Ricarda Schmithausen und der Arbeitsgruppe Chemie um Dr. Harald A. Färber vom Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit am UKB in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. rer. nat. Gabriele Bierbaum vom Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie am UKB hochbrisante Forschungsarbeiten seit 2016 durch. Grundlage war das seit 2016 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbundprojekt HyReKA (Biologische bzw. hygienisch-medizinische Relevanz und Kontrolle antibiotikaresistenter Krankheitserreger in klinischen, landwirtschaftlichen und kommunalen Abwässern und deren Bedeutung in Rohwässern) unter der Federführung des Institutes für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) des UKB.

Aus den Ergebnissen haben die Doktoranden der Forschungsgruppe M. Sc. Esther Sib (AG One Health) und M. Sc. Alexander Voigt (AG Chemie) die ausgezeichneten Veröffentlichungen „Antibiotic resistant bacteria and resistance genes in biofilms in clinical wastewater networks“ und „The occurrence of antimicrobial substances in toilet, sink and shower drainpipes of clinical units: A neglected source of antibiotic residues“ im Rahmen ihrer Dissertationen angefertigt. Sie fanden heraus, dass in der direkten Patientenumgebung in sanitären Einrichtungen von Risikostationen antibiotikaresistente Bakterien (ARB) mit Nachweis von Resistenzgenen (ARG) und hohe Konzentrationen von antibiotischen Wirkstoffen (AR) im Abwasser der Waschbeckensiphons und Duschen sowie der Toilette nachweisbar waren. Im Gegensatz dazu wurden auf Stationen mit niedrigem Antibiotikaeinsatz auch nur geringe Antibiotikarückstände dieser Substanzen und weniger resistente Bakterien gefunden.

Interessanterweise gelang es den Forschern, ein bestimmtes Bakterium des gleichen Typs über Jahre hinweg zu verfolgen. „Daraus können wir schließen, dass das Krankenhaus, genauer die Biofilme in den Sanitäreinrichtungen, eine Quelle für ARB, ARG und Antibiotikarückstände darstellen“, sagt Schmithausen.

Dazu passt auch, dass sich sowohl ARB, ARG als auch AR in höheren Konzentrationen nach längerem Nicht-Nutzen bzw. Standzeit des Abwassers in den Einrichtungen nachweisen ließen. „Eine längere Stagnationszeit von Abwasser in Sanitäreinheiten im direkten Patientenumfeld erhöht auch das Risiko möglicher Rückkopplungen zum Patienten“, so die Fachärztin für Hygiene und Umweltmedizin und Medizinische Mikrobiologie. 

Weitergehende Untersuchungen führt PhD-Studentin Esther Sib im Rahmen des vom BONFOR-Forschungsprogramm geförderten Projektes „ARBiWa“ (Antibiotikaresistente bakterielle Krankheitserreger, Resistenzgene und Antibiotikarückstände in Biofilmen von Trink- und Abwassernetzen am UKB) mit möglichen „Hot-Spots“ und Übertragungswegen von Antibiotikaresistenzen über direkten Kontakt und Aerosol von den Sanitäranlagen auf Patienten.

Die sich daraus ergebenen möglichen Konsequenzen für die Regulation von Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen für die Dekontaminierung von Sanitäranlagen und eine möglichst frühzeitige Unterbrechung von Verbreitungswegen und Infektionsketten haben das Ziel, die Raten von nosokomial erworbenen Infekten mit antibiotikaresistenten Krankheitserregern und andersherum deren Verbreitung in die Umwelt nachhaltig zu reduzieren. 

Simple Vorsichtsmaßnahmen in Risikobereichen wie zum Beispiel Onkologien wären höhere Spülvolumina (ca. 15 Liter) oder selbstdesinfizierende Siphons. „Eine mechanische Reinigung und somit Vernichtung von Biofilmen würden den Lebensraum von Infektionserregern zerstören“, fasst Sib zusammen.

Pressekontakt:
Susanne Wagner
stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Tel.: 0228 287-19891
E-Mail: susanne.wagner@ukbonn.de

Bildunterschrift (v. l.): Das One-Health-Team des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit und des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie am Universitätsklinikum Bonn freut sich über seine Auszeichnung mit dem Hygiene-Preis der Rudolf Schülke Stiftung und über 7.500 Euro Preisgeld.
V. l. n. r.: Martin Exner, Gabriele Bierbaum, Esther Sib, Ricarda Schmithausen, Alexander Voigt.

Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)/A. Winkler

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