UKB NewsRoom Header
VERFASST VONUKB Newsroom

Informationszentrale gegen Vergiftungen am Universitätsklinikum Bonn verzeichnet Zunahme von Lachgaskonsum

UKB-Expertenstatement zum geplanten Verbot von Lachgas 

Bonn, 12. Juli – Nach Pressemitteilungen wird Lachgas in Deutschland zurzeit immer häufiger als Partydroge missbraucht und zu einem zunehmenden Gesundheitsproblem, vor allem für Heranwachsende. Auch Kliniken berichteten in den letzten Monaten, dass sich bei ihnen immer mehr Menschen mit Beschwerden nach Lachgaskonsum vorstellen. Aktuelle Auswertungen der Informationszentrale gegen Vergiftungen des Universitätsklinikums Bonn (UKB) belegen nun, dass es 2024 im Vergleich zu den Vorjahren einen signifikanten Anstieg von Beratungsfällen aufgrund des missbräuchlichen Konsums gegeben hat. Wie gestern über Medienberichte bekannt wurde, hat Prof. Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister, nun auf den anhaltenden Diskurs schnell reagiert und erarbeitet eine Gesetzesänderung. 

In der Medizin wird Lachgas für Narkosezwecke genutzt und ist dafür ein bewährtes und sicheres Medikament. Expertinnen und Experten mahnen jedoch schon länger, dass der missbräuchliche Konsum gesundheitsschädigende Nebenwirkungen hat, die oft unterschätzt werden. In vielen Ländern Europas ist Distickstoffmonoxid deshalb bereits verboten, während es in Deutschland weiterhin legal erworben werden kann und häufig aus Sahnekartuschen oder Luftballons inhaliert wird. Die geplante Gesetzesänderung sieht Einschränkungen für die Herstellung, den Handel, den Erwerb und den Besitz von Lachgas vor. Für Kinder und Jugendliche soll demnach künftig ein grundsätzliches Verkaufs- und Besitzverbot gelten. 

Weil der Besitz und der Konsum von Lachgas bisher nicht strafrechtlich verfolgt wird, gibt es kaum eindeutige Daten darüber, wie viele Menschen genau den Stoff konsumieren. Auch in der Klinik ist eine Diagnose von Lachgasmissbrauch nicht immer möglich, zumal manche Betroffenen den behandelnden Ärztinnen und Ärzten den Konsum verschweigen. Die Informationszentrale gegen Vergiftungen am UKB vermeldet nun konkrete Zahlen, die einen Hinweis auf den Anstieg des Lachgaskonsums in NRW darstellen und das zunehmende Problem sowie den Handlungsbedarf unterstreichen: 2023 wurden bei der Giftzentrale über das gesamte Jahr 17 Beratungsfälle aufgrund von Lachgaskonsum registriert. Genauso viele Fälle wurden in 2024 schon in der ersten Jahreshälfte gemeldet. 

Bei der Informationszentrale gegen Vergiftungen des UKB beraten speziell ausgebildete Ärztinnen und Ärzte Laien und medizinisches Fachpersonal 24 Stunden am Tag bei Fragen zu akuten oder chronischen Vergiftungen, beispielsweise durch Medikamente oder Drogen. Prof. Rainer Ganschow, geschäftsführender Direktor des Zentrums für Kinderheilkunde des Universitätsklinikums Bonn und Leiter der Giftzentrale, sagt: „In Deutschland wird auf Aufklärung zur Prävention von Lachgaskonsum gesetzt. Doch auch wenn wir Medizinerinnen und Mediziner offen auf die Risiken hinweisen, steigen die Konsumzahlen weiterhin deutlich, die Dunkelziffer wird noch höher sein, denn Lachgas ist frei verkäuflich, günstig und relativ gut zugänglich.“

Markus Litt-Lampe, Oberarzt an der Informationszentrale gegen Vergiftungen des UKB, ergänzt: „Lachgas ist ärztlich angewendet ein sicheres Medikament bei der Durchführung von Narkosen, zum Beispiel bei Eingriffen an den Zähnen oder bei der Entbindung. Beim Missbrauch kann Lachgas lebensgefährlich sein. Es drohen ein starker Rausch bis hin zur Bewusstlosigkeit und Tod durch Ersticken. Bei länger dauernden Missbrauch drohen schwere Schäden am Nervensystem, wie Querschnittslähmung sowie Gefühlsstörungen der Arme und Beine, oder auch Impotenz. Die Informationszentrale gegen Vergiftungen am Universitätsklinikum Bonn berät immer wieder auch zu Mischvergiftungen, wenn Lachgas mit Alkohol oder anderen Drogen kombiniert wurde. Die gesundheitlichen Risiken bei freiem Verkauf sind aus unserer Sicht sehr hoch.“ 

Pressekontakt:
Julia Weber
Pressereferentin und Medizinredakteurin
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: (+49) 228 287-10469
E-Mail: julia.weber@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB finden pro Jahr etwa 500.000 Behandlungen von Patient*innen statt, es sind ca. 9.500 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,8 Mrd. Euro. Neben den 3.500 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr 550 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW und weist den zweithöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf. Das F.A.Z.-Institut hat das UKB 2022 und 2023 als Deutschland begehrtesten Arbeitgeber und Ausbildungs-Champion unter den öffentlichen Krankenhäusern in Deutschland ausgezeichnet.

Skip to content