Konsortium entdeckt 28 neue Risikogene für COVID-19
Forschende des Instituts für Humangenetik sind mit eigener Studie beteiligt
Ob man schwer an COVID-19 erkrankt oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab – unter anderem vom Alter oder Vorerkrankungen, aber auch von genetischen Faktoren. Die „COVID-19 Host Genetics Initiative“ untersucht seit Beginn der Pandemie den Zusammenhang von genetischen Faktoren und schwerem COVID-19. Das internationale Forschungskonsortium hat nun 28 neue Risikofaktoren entdeckt. Damit wächst die Gesamtzahl der von der COVID-19 Host Genetics Initiative identifizierten Kandidatengene auf insgesamt 51. Die Ergebnisse sind nun im renommierten Journal „Nature“ veröffentlicht.
„Die Kenntnis genetischer Risikofaktoren trägt zur erfolgreichen Medikamentenentwicklung und verbesserten Risikovorhersage bei“, sagt Dr. rer. nat. Kerstin Ludwig vom Institut für Humangenetik des Universitätsklinikums Bonn und Mitglied des Exzellenzclusters ImmunoSenstation2 der Universität Bonn.
Jedoch benötigt die Wissenschaft für die Identifizierung solcher Gene sehr große Patientengruppen, die nur selten an einem einzigen Standort vorhanden sind. Daher hat sich zu Beginn der COVID-19-Pandemie das große internationale Projekt „COVID-19 Host Genetics Initiative“ (COVID-19 HGI) gegründet. Ziel ist es, die Daten weltweit angelegter Einzelstudien zusammenzubringen und gemeinsam zu untersuchen. Eine ist die Bonner Studie zur COVID-Genetik (BoSCO), welche am Universitätsklinikum angesiedelt ist.
Die COVID-19 Host Genetics Initiative hat nun ihre aktuellen Ergebnisse in Nature veröffentlicht. 82 Studien haben dazu beigetragen. An der Publikation wirkten insgesamt 3669 Autorinnen und Autoren aus verschiedensten Ländern mit, darunter auch das BoSCO-Studienteam um Kerstin Ludwig und ihrem Kollegen Dr. med. Axel Schmidt, der die Datenanalyse durchführte. Die Leitung des Konsortiums liegt gemeinsam beim Broad-Institut (USA) und dem Institute for Molecular Medicine Finland (FIMM). „Das Konsortium konnte insgesamt 51 Risikofaktoren identifizieren, darunter 28 neue im Vergleich zur vorangegangenen Publikation“, berichtet Schmidt.
Der Beitrag des Bonner Teams bestand darin, Studienteilnehmende zu rekrutieren, im Labor genomweite genetische Daten von betroffenen Patientinnen und Patienten sowie Kontrollen als Vergleichsbasis zu generieren, diese technisch und statistisch auszuwerten und die Ergebnisse in einem vorgesehenen Format an das Datenanalyse-Team des Konsortiums weiterzuleiten. „Außerdem haben wir die Zusammenarbeit mit den anderen beitragenden deutschen Unikliniken koordiniert, um die Patientenzahl in der BoSCO-Studie noch weiter zu erhöhen“, sagt die Wissenschaftlerin.
Erste Ergebnisse veröffentlichte die COVID-19 HGI bereits im Dezember 2021 im Journal Nature (https://doi.org/10.1038/s41586-021-03767-x). Ein erstes Update erfolgte im August 2022. Die aktuelle Publikation ist das zweite Update und die voraussichtlich finale Dokumentation. Kerstin Ludwig: „Die Datensammlung ist die bisher größte, mit 82 Studien aus 35 Ländern und mehr als 200.000 betroffenen Studienteilnehmenden in der größten Subgruppe.“
Interessiere können noch an der Studie teilnehmen
Das Institut für Humangenetik sucht für die Bonner BoSCO-Studie weiterhin Teilnehmende mit dem Ziel, genetische Risikofaktoren für die Langzeitfolgen von COVID-19, das sogenannte „Long-COVID“, besser zu verstehen. Informationen: www.bosco-studie.de
A second update on mapping the human genetic architecture of COVID-19, Nature, https://www.nature.com/articles/s41586-023-06355-3
Dr. rer. nat. Kerstin U. Ludwig
Institut für Humangenetik
Universität Bonn und Universitätsklinikum Bonn
Tel. 0228/6885420
E-Mail: kerstin.ludwig@uni-bonn.de