Arzt und Patient bei Untersuchung der Netzhaut
VERFASST VONukbnewsroom

Makula- und Netzhauterkrankungen erkennen und behandeln – Patienteninfotag am 28.02.18

Wenn auf den Buchseiten der Text in Schlangenlinien läuft oder immer da, wo man gerade hinschaut, ein dunkelgrauer Fleck sitzt, ist es höchste Zeit, zum Augenarzt zu gehen. Wahrscheinlich hätte eine Kontrolluntersuchung dann schon früher gezeigt, dass die Augen von einer so genannten Makula- oder Netzhauterkrankung betroffen sind.

Die „Makula“ ist der Punkt des schärfsten Sehens auf der Netzhaut – wer hier beeinträchtigt ist, kann ohne Behandlung irgendwann nicht mehr Lesen, Autofahren oder Gesichter unterscheiden. „Makula- und Netzhauterkrankungen sind der häufigste Grund von Erblindung und Sehbehinderung in Deutschland und allen Industrienationen“, stellt Prof. Frank G. Holz, Direktor der Augenklinik des Universitätsklinikums Bonn (UKB), fest. „Es gibt aber sehr gute Möglichkeiten, beginnende Schädigungen möglichst früh zu erkennen und neue Ansätze der Behandlung.“

Bei Daniela Brohlburg wurde Retinitis Pigmentosa, eine genetische Netzhauterkrankung, schon im Vorschulalter diagnostiziert. Nachdem der Verlauf zunächst milde war, erinnert sich die Rheinländerin mit Schrecken an einen Arztbesuch mit 19 Jahren: „Der Arzt hat mir einfach gesagt, ich sei in zehn Jahren blind und nicht mehr in der Lage, alleine in die Stadt zu gehen.“ Was anderen Menschen vielleicht den Mut genommen hätte, hat ihren nur angefacht. Sie ging an die Uni und absolvierte ein Übersetzerstudium für Französisch und Englisch. Damit schaffte sich die heute 54-jährige die Basis für ein Berufsleben, das sie heute noch, mit verbleibenden zwei Prozent Sehkraft, unter Nutzung entsprechender Sehhilfen erfüllt.

Mit früher Behandlung und guter Beratung das Leben meistern

Daniele Brohlburg, eine dunkelhaarige Frau, lächelt eine andere Frau an und hält eine spezielle Hilfsbrille in der Hand.
Neben der Behandlung durch die UKB-Augenärztinnen und -ärzte können sich Betroffene auch von Daniela Brohlburg und ihren Kollegen des Selbsthilfevereins PRO RETINA im Umgang mit ihren Augenerkrankungen beraten lassen.

„Erbliche Erkrankungen wie die von Daniela Brohlburg sind seltener, betreffen aber oft junge Menschen“, bestätigt Dr. Dr. Philipp Herrmann, Leiter der Spezialsprechstunde für genetisch bedingte Netzhauterkrankungen am UKB. „Hier haben wir mittlerweile auch sehr interessante Ansätze für die Behandlung – diese sind noch in der Testphase.“ Gerade in solchen Fällen sei eine frühzeitige Entdeckung der Krankheit wichtig – mithilfe einer guten Beratung falle es dann leichter, mit den künftigen Einschränkungen umzugehen. Diese Erfahrung hat Daniela Brohlburg auch gemacht. Sie hat sich frühzeitig an den Verein PRO RETINA gewandt, der von Betroffenen gegründet wurde und es sich mittels speziell geschulter Berater zur Aufgabe gemacht hat, Menschen mit unheilbaren Augenerkrankungen Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Mittlerweile ist Daniela Brohlburg selbst engagiert und leitet die PRO RETINA-Beratung am UKB. „Betroffene brauchen praktische Unterstützung: Für die junge Mutter ist es hilfreich zu wissen, dass es sprechende Fieberthermometer gibt. Der leidenschaftliche Koch nutzt künftig eine sprechenden Küchenwaage – und alle beide erfahren, welche Sehhilfen, andere Hilfsmittel und Anlaufstellen es gibt.“ Dafür sind sie und ihr Team da. Und dafür zu zeigen, das man auch mit einer Erkrankung, die langfristig zur Erblindung führt, ein interessantes Leben führen kann.

Dies gilt auch für die Menschen, die erst im Alter erkranken. „Hier haben wir zudem in den letzten zehn Jahren revolutionäre Fortschritte bei den Behandlungsmöglichkeiten erreicht“, betont Dr. Dr. Herrmann. So kann die so genannte „feuchte altersabhängige Makuladegeneration“ mit Medikamenten, die als Spritzen verabreicht werden, meist erfolgreich verlangsamt werden.

Die UKB-Augenklinik lädt Betroffene und Interessierte am 28. Februar ab 14:00 Uhr zu einem kostenlosen Patienteninformationstag im Hörsaal des Biomedizinischen Zentrums (BMZ) auf den Venusberg ein. Neben Fachärzten, die Früherkennungs- und Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen, wird auch Daniela Brohlburg vortragen und Fragen beantworten.

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