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Medizinische Daten sicher und sinnvoll nutzen

Zweite Jahrestagung des Zentrums für Medizinische Datennutzbarkeit und Translation (ZMDT) in Bonn

Bonn, 24. Februar – Daten sind die Grundlage, um schnellere Fortschritte in der medizinischen Forschung zu erzielen und langfristig das Gesundheitssystem zu verbessern. Sowohl medizinische als auch rechtswissenschaftliche Fragestellungen müssen dabei berücksichtigt werden. Daher hat sich das vor einem Jahr gegründete Zentrum für Medizinische Datennutzbarkeit und Translation (ZMDT) der Universität Bonn und des Universitätsklinikums Bonn (UKB) folgendes Ziel gesetzt: Fortschritte in der Forschung und Therapie bei gleichzeitiger Datensicherheit! Auf der 2. Jahrestagung im Bonner Universitätsforum war jetzt die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider ein Ehrengast.

„Bei Gesundheitsdaten handelt es sich um sehr sensible Daten, die besonders geschützt werden müssen und keinesfalls in die falschen Hände geraten dürfen. Ich sehe aber auch, dass der medizinische Fortschritt in erheblichem Maße von einer adäquaten Datennutzung abhängt. Es gilt daher, Forschungsinteressen und Datenschutz miteinander in Einklang zu bringen“, erklärt Prof. Specht-Riemenschneider, die zur Zeit der Gründung des ZMDT Professorin an der Universität Bonn war: „In unserem fakultätsübergreifenden Zentrum an der Schnittstelle von Recht und Medizin verstehen wir, dass Datenschutz nicht als Hindernis für die medizinische Forschung betrachtet werden muss. Vielmehr eröffnet die enge Zusammenarbeit zwischen Juristinnen und Juristen und Medizinerinnen und Medizinern die Möglichkeit des gegenseitigen Verständnisses, um Datenschutz bei medizinischer Datennutzung von vornherein mitzudenken, um innovative Lösungen zu entwickeln, die sowohl den rechtlichen Rahmen als auch die medizinischen Bedürfnisse abbilden und somit einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Patienten- und Patientinnenversorgung leisten.“ 

Wo Forschung an Patientendaten essentiell ist

In der Medizin besteht über alle Fächergrenzen hinweg ein großer Bedarf an der Auswertung von standortübergreifenden Daten. Besonders deutlich wird dies in der Radiologie: die Vielzahl der radiologischen Bilder, die täglich aufgenommen werden, enthalten sehr viel mehr Informationen, als nur den einzelnen radiologischen Befund. Neue Entwicklungen in der KI können beispielsweise hier wichtige Informationen über die Krankheit wie Prognoseabschätzungen liefern und nutzbar machen. „Voraussetzung dafür ist die Analyse sehr großer Datenbestände. In der klinischen Realität scheitern jedoch immer noch viele Forschungsprojekte daran, dass datenschutzrechtliche Fragen ungeklärt bleiben und insbesondere bereits erhobene Daten, teilweise nicht für die Forschung verwendet werden dürfen“, betont Prof. Dr. Alexander Radbruch, Direktor der Klinik für Neuroradiologie am UKB: „Patientinnen- und Patientenzentrierte Forschung darf aber nicht am Datenschutz scheitern. Gleichzeitig ist der Schutz von medizinischen Daten ein hohes Gut. Am ZMDT sind wir überzeugt, dass klinische Forschung und Datenschutz miteinander vereinbar sind – und entwickeln konkrete Lösungen.“

Referenz für Fragen zu rechtskonformer Nutzung von Daten

Der Weg des ZMDT hat gerade erst begonnen. Die Gründung des ZMDT ist nun zwölf Monate her. Der nächste Meilenstein war jetzt die zweite Jahrestagung am Freitag, 21. Februar, die unter dem Motto „Daten in der Forschung – Bestandsaufnahme und Lösungsoptionen“ stattfand. Der Keynote-Vortrag wurde von Prof.  Dr. Louisa Specht-Riemenschneider gehalten. Daneben gab es weitere prominente Rednerinnen und Redner wie Prof. Dr. Joachim Schultze, Direktor für Systemmedizin am Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und Prof. Dr. Wendehorst von der Universität Wien.

Das ZMDT versteht sich als Schnittstelle zwischen den Rechtswissenschaften, der Medizin sowie der Mathematik. Der thematische Fokus der interdisziplinären Forschung liegt auf dem Medizindatenzugang und soll in der Konsequenz dazu führen, dass Therapiemöglichkeiten datenbasiert auf eine neue Grundlage gestellt werden und technische Innovationen im Bereich der Diagnose, der Behandlung und der Prognoseabschätzung entwickelt werden können. Ausgründungen im Bereich der Medizindatennutzung sollen systematisch unterstützt und gefördert werden, um die Translation innovativer Ansätze der Medizindatennutzung aus der universitären Forschung in die klinische Praxis zu ermöglichen. Schließlich versteht sich das ZMDT auch als akademische Anlaufstelle für die Politik und möchte Raum für den Austausch zwischen Wissenschaft und Politik ermöglichen.

Das ZMDT ist ein fakultätsübergreifendes Zentrum der Universität Bonn unter der Verantwortung des Rektorats. Es wird von der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät, der Medizinischen Fakultät, der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät sowie dem Exzellenzcluster ECONtribute: Märkte und Public Policy der Universitäten Bonn und zu Köln getragen. Dem ZMDT steht das Direktorium in Person von Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider und Prof. Dr. med. Ass. iur. Alexander Radbruch vom UKB vor. Aufgrund ihrer Berufung zur Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) ruht die Forschungs- und Lehrtätigkeit von Prof. Specht-Riemenschneider und sie wird in ihrer Aufgabe als Direktorin des ZMDT von Prof. Dr. Philipp Vollmuth vertreten. 

Bildmaterial:

Bildunterschrift: Auf der 2. Jahrestagung des ZMDT im Bonner Universitätsforum war die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider (2.v.l.) ein Ehrengast.
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB) / R. Müller 

Pressekontakt:
Sahar Mell
Zentrum für Medizinische Datennutzbarkeit und Translation (ZMDT)
Geschäftsführerin
Universität Bonn
Tel. 0228/734240
E-Mail: Geschaeftsfuehrung@zmdt.uni-bonn.de

Dr. Inka Väth
stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: (+49) 228 287-10596
E-Mail: inka.vaeth@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB finden pro Jahr etwa 500.000 Behandlungen von Patient*innen statt, es sind ca. 9.500 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,8 Mrd. Euro. Neben den 3.500 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr 550 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, hatte in 2023 in der Forschung über 100 Mio. Drittmittel und weist den zweithöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf. Das F.A.Z.-Institut hat das UKB mit Platz 1 unter den Uniklinika in der Kategorie „Deutschlands Ausbildungs-Champions 2024“ ausgezeichnet.

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