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Mit Tabus brechen, aufklären und helfen
Der Urotherapeut Thomas Engels ist mit einem Pflegepreis ausgezeichnet worden
Seit sechs Jahren leitet Thomas Engels das Pflegeteam der urologischen Ambulanz am Universitätsklinikum Bonn. Dort betreut er täglich Patienten, die unter Blasen- und Darmschwäche leiden. Engels ist zertifizierter Urotherapeut und Kontinenztrainer für Kinder und Jugendliche. Vor zwei Jahren gründete der 49-Jährige die „D-A-CH Vereinigung für Urotherapeuten 2015“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz, gibt Workshops und hat ein E-Learning-Programm zur Blasendruckmessung, fachsprachlich Urodynamik, entwickelt. Für sein Engagement wurde Thomas Engels jetzt von der Deutschen Gesellschaft für Urologie in Dresden mit dem Wolfgang-Knipper-Preis ausgezeichnet. Blasen- oder Stuhlhaltestörungen sind für die meisten Menschen nach wie vor ein Tabu, doch dabei durchaus kein seltenes Problem. So gibt es bundesweit Millionen Betroffener, die unter unterschiedlichen Formen zu leiden haben. Sie sind in ihrem Alltagsleben stark beeinträchtigt, schweigen und bleiben mit ihren Beschwerden oft allein. Dabei ist es für Thomas Engels sehr wichtig, offen mit dem Thema umzugehen und mit den Patienten über die vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten zu sprechen. „Inkontinenz zum Beispiel ist sehr häufig heilbar, mit Medikamenten oder auch operativ. In der urologischen Pflegetherapie geht es uns vor allem darum, zu entmystifizieren und zu enttabuisieren.“ Gerade im Umgang mit Kindern und Jugendlichen kommt es auf besonderes Einfühlungsvermögen an: „Bei einer ambulanten urologischen Untersuchung muss ich oft deren Ängste überbrücken. Wir gehen behutsam auf die Kinder zu. Und wir machen dann auch nur das, was sie zu lassen“, beschreibt Engels seine Arbeit an der Klinik für Urologie und Kinderurologie des Universitätsklinikums Bonn. Vom Zufallstreffer zum Traumberuf Ein Vorbild bei seiner Berufswahl war für Thomas Engels seine Mutter, die als Krankenschwester gearbeitet hat. Bevor er sich seit 1999 am Universitätsklinikum Bonn auf die Urologie spezialisierte, hat er einige Jahre als Fachkrankenpfleger für Innere Medizin und Intensivmedizin gearbeitet. „Eine spannende, sehr anspruchsvolle und fordernde Aufgabe, die nur leider kaum Zeit für die Familie lässt“, blickt Engels zurück, der Vater einer heute 21-jährigen Tochter ist. „Also habe ich mich nach etwas anderem umgesehen.“ Die Urologie war anfangs eher ein Zufallstreffer, wie Engels sich erinnert. „Doch mit der Zeit ist daraus mein Traumberuf geworden.“ 2008 schloss Engels seine Ausbildung zum Urotherapeuten mit einer Hausarbeit zur Standardisierung der Urodynamik ab. 2011 folgte die Qualifizierung im Kontinenztraining für Kinder und Jugendliche – ein Angebot, das inzwischen weit über die Grenzen Bonns hinaus bekannt und gefragt ist. Außerdem ist er Co-Autor des Buches „Störungen der Harnausscheidung. Diagnostik und Therapie in der Pflege“. Vor zwei Jahren gründete Thomas Engels auf eigene Initiative den gemeinnützigen Verein „D-A-Ch – Vereinigung der Urotherapeuten 2015“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In diesem Netzwerk arbeiten Ärzte, Schwestern und Pfleger sowie Physiotherapeuten zusammen. „Was wir tun können, ist mit Tabus zu brechen, aufzuklären und den Patienten geeignete Behandlungen und Ansprechpartner zu empfehlen“, erklärt Engels die Zielsetzung des Vereins. Dessen Arbeit soll auf Dauer in eine Fachgesellschaft münden, um Studien zu initiieren und therapeutische Standards festzulegen.Der Urotherapeut am Uni-Klinikum Bonn erklärt die Messkurven des Blasendruckes im Rahmen einer urodynamischen Untersuchung © Katharina Wislsperger / UK Bonn