Neue Forschungsergebnisse zu Kombinationstherapien bei Hochrisikopatienten mit COVID-19
Langer Virusnachweis in 86 Prozent der Fälle verhindert
Bonn, 29. November 2023 – Expertinnen und Experten des Zentrums für Integrierte Onkologie (CIO), Aachen/Bonn/Köln/Düsseldorf (ABCD) haben neue Erkenntnisse zu einer wirksamen Kombinationstherapie bei Hochrisikopatientinnen und -patienten erlangt. Die Publikation ist heute in der Fachzeitschrift „Infection“ erschienen.
Bei immungeschwächten Patientinnen und Patienten werden nach wie vor schwere Verläufe von COVID-19 beobachtet. Außerdem werden sie häufig lange (>21 Tage) positiv auf SARS-COV-2 getestet und gelten solange als infektiös. Eine frühzeitige Monotherapie mit antiviralen Medikamenten oder monoklonalen Antikörpern wird in den internationalen Leitlinien empfohlen, hat sich bei diesen Patientinnen und Patienten aber nicht immer als ausreichend effektiv gezeigt. Kombinationstherapien wurden bereits als individuelle Heilversuche eingesetzt. Die Datengrundlage war bisher jedoch auf In-vitro-Daten und kleinere Fallserien beschränkt. Diese Lücke haben Forschende des CIO ABCD nun geschlossen. Das CIO ABCD besteht seit 2018. Als gemeinsames Tumorzentrum arbeiten die vier Universitätskliniken im Bereich Forschung, Diagnostik und Behandlung zusammen.
In einer multizentrischen Studie erhielten 144 hauptsächlich immungeschwächte Patientinnen und Patienten eine COVID-19-Kombinationstherapie. Die Verläufe blieben infolgedessen leichter und ein verlängerter Virusnachweis wurde in 86 Prozent der Fälle verhindert. Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) wird die Daten in ihre Empfehlungen aufnehmen.
Prof. Annkristin Heine und Prof. Jürgen Rockstroh, die als Experten vom Universitätsklinikum Bonn (UKB) an der Auswertung beteiligt waren, fassen zusammen: „Insgesamt haben vor allem Patienten mit hämato-onkologischen Erkrankungen von einer frühen dualen Anti-SARS-CoV-2-Behandlung profitiert. Aber auch anderen immunsupprimierten Patienten sollte diese Therapieoption nicht vorenthalten werden. Aus infektiologisch-epidemiologischer Sicht sind die Ergebnisse ebenfalls relevant, denn ein langer Virusnachweis bei Patienten birgt auch das Risiko, dass sich neue Virusvarianten entwickeln.“
Dr. Malte Monin, Principle Investigator der Studie und ehemaliger Arzt am UKB, ergänzt: „Die Publikation zur Kombinationstherapie ist für uns etwas ganz Besonderes. Nicht nur tragen die Ergebnisse positiv zur Behandlung unserer Patientinnen und Patienten bei. Es ist auch eine bedeutende gemeinsame Veröffentlichung des CIO ABCD und damit ein tolles Zeichen für die exzellente Zusammenarbeit nach innen und auch für die Öffentlichkeit.“ Dr. Monin wurde neben den beiden Erstautoren Dr. Hans-Martin Orth und Dr. Charlotte Flasshove vom Universitätsklinikum Düsseldorf von einem Expertenteam aus Köln um Prof. Oliver Cornely und Aachen um PD Dr. Jens Panse unterstützt.
Publikation:
Orth, Hans-Martin and Flaßhove, Charlotte and Berger, Moritz and Hattenhauer, Sandra Tessa and Mispelbaum, Rebekka and Biederbick, Kaja and Klein, Uwe and Stemler, Jannik and Fisahn, Matthis and Doleschall, Anna Dorottya and Baermann, Ben-Niklas and Königshausen, Eva and Tselikmann, Olga and Killer, Alexander and de Angelis, Clara and Gliga, Smaranda and Stegbauer, Johannes and Spuck, Nikolai and Silling, Gerda and Rockstroh, Jürgen K. and Strassburg, Christian Peer and Brossart, Peter and Panse, Jens Peter and Jensen, Bjoern-Erik Ole and Luedde, Tom and Boesecke, Christoph and Heine, Annkristin and Cornely, Oliver A. and Monin, Malte Benedikt Benedikt, Early Combination Therapy of COVID-19 in High-Risk Patients. DOI: 10.1007/s15010-023-02125-5
Bildmaterial:
Bildunterschrift (v. l.): Prof. Jürgen Rockstroh, Oberarzt und Leiter der Ambulanz für Infektiologie und Immunologie am UKB, Dr. Malte Monin, Principle Investigator der Studie und ehemaliger Arzt am UKB, Prof. Annkristin Heine, Oberärztin und Leiterin des Zentrums für Maligne Lymphome im CIO Bonn des UKB.
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn/R. Müller
Pressekontakt:
Viola Röser
Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: (+49) 228 287-10649
E-Mail: viola.roeser@ukbonn.de
Das Centrum für Integrierte Onkologie – CIO Bonn ist das interdisziplinäre Krebszentrum des Universitätsklinikums Bonn. Unter seinem Dach arbeiten alle Kliniken und Institute am Universitätsklinikum zusammen, die sich mit der Diagnose, Behandlung und Erforschung aller bösartigen Erkrankungen befassen. Das CIO Bonn gehört zum bundesweiten Netzwerk ausgewählter Onkologischer Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe. Vor kurzem wurde aus dem seit 2007 bestehenden CIO Köln Bonn mit den universitären Krebszentren aus Aachen, Köln und Düsseldorf das „Centrum für Integrierte Onkologie – CIO Aachen Bonn Köln Düsseldorf“ gegründet. Gemeinsam gestaltet dieser Verbund die Krebsmedizin für rund 11 Millionen Menschen.
Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr etwa 500.000 Patient*innen betreut, es sind ca. 9.000 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,6 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 585 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking sowie in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW und weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf. Das F.A.Z.-Institut hat das UKB 2022 und 2023 als Deutschland begehrtesten Arbeitgeber und Ausbildungs-Champion unter den öffentlichen Krankenhäusern in Deutschland ausgezeichnet.