Neues Versorgungsangebot für Kinder mit Übergewicht
Teilnahme ab Herbst 2023 möglich
Bonn, 25. Oktober – Im Herbst 2023 geht in der Region Nordrhein die neue Versorgungsform frühstArt an den Start. Das Angebot können drei- bis sechsjährige Kinder mit Übergewicht und ihre Familien nutzen. Ziel ist es, den Kindern schon in jungen Jahren zu einer gesunden Gewichtsentwicklung zu verhelfen.
Denn „wenn die Kinder frühzeitig ein gesundes Gewicht erreichen können, lassen sich mögliche Folgeprobleme von Übergewicht eindämmen“, erklärt Prof. Dr. Stephanie Stock vom Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Uniklinik Köln und der medizinischen Fakultät, die die Konsortialführung innehat. Ihre Kollegin Prof. Dr. Bettina Gohlke, Leiterin des Schwerpunktes Kinderendokrinologie, -diabetologie, Adipositas & Stoffwechsel am Universitätsklinikum Bonn ergänzt: „Viele Studien haben auch gezeigt, dass abnehmen immer schwerer wird umso länger das Übergewicht besteht. Die besten Erfolge erzielen wir, wenn wir möglichst früh beginnen einen gesunden Lebensstil zu erlernen.“
Besonderheit: Persönliche Beratung von einem Coach
FrühstArt ergänzt die ärztliche Versorgung bei Kinder- und Jugendärzten mit speziell ausgebildeten Coaches. Diese begleiten Kinder mit Übergewicht und ihre Familien über einen Zeitraum von zwölf Monaten in ihrem häuslichen Umfeld. Jede Familie erhält zu Beginn des Coachings einen auf sie individuell zugeschnittenen Beratungsplan. In den anschließenden regelmäßig stattfindenden Hausbesuchen unterstützt der Coach die Kinder und ihre Familien dabei, gesunde Alltagsroutinen aufzubauen. Gefördert werden insbesondere viel Bewegung bei Spiel und Sport im Alltag, eine gesunde Ernährung in der Familie, ein erholsames Schlafverhalten, ein altersgemäßer Umgang mit Bildschirmmedien und ein insgesamt gesundheitsförderlicher alltäglicher Lebensstil in der Familie. Sie unterstützen zudem, wenn dem Kind eine ambulante oder stationäre Reha-Maßnahme ärztlich empfohlen wurde. Darüber hinaus helfen die Coaches den Familien weitere Gesundheitsangebote in ihrer Region zu finden.
Teilnahme über Kinder- und Jugendarztpraxis
Familien, die mit ihrem Kind an frühstArt teilnehmen möchten, können sich bei einer am Projekt beteiligten Kinder- und Jugendarztpraxis melden. In der Praxis werden die Kinder zuerst daraufhin untersucht, ob sie Übergewicht haben. Ist dies der Fall und erfüllen das Kind und seine Familie weitere so genannte Einschlusskriterien, kann den Eltern die Teilnahme an der Versorgungsform frühstArt angeboten werden. Die Teilnahme ist für die Familien kostenlos.
Wissenschaftliche Begleitung prüft Wirksamkeit
Um herauszufinden, wie gut das Angebot den Kindern helfen kann, aus ihrem Übergewicht herauszuwachsen, wird das Projekt wissenschaftlich begleitet. Dazu werden die Kinder, die zur Teilnahme angenommen sind, nach dem Zufallsprinzip entweder einer „Gruppe mit moderater Beratung“ oder einer „Gruppe mit intensiver Beratung“ zugeteilt. Beide Gruppen erhalten zu Beginn eine intensive ärztliche Erstberatung. Alle vier Monate folgt eine weitere gezielte ärztliche Beratung, bei der auch Gewicht und Größe gemessen werden. Die „Gruppe mit intensiver Beratung“ bekommt zusätzlich Hausbesuche durch den Coach. Nach zwölf Monaten wird untersucht, wie sich das Gewicht der Kinder in beiden Gruppen verändert hat.
Angebot nur im Raum Nordrhein
Die neue Versorgungsform befindet sich derzeit in der Erprobungsphase. Sie wird daher nur in den Einzugsgebieten von acht Adipositas-Zentren in der Region Nordrhein angeboten. Konkret zählen dazu die Gebiete um Bonn, Düren, Köln, Mönchengladbach, Neuss, Oberhausen und Sankt Augustin. Teilnehmen können gesetzlich versicherte* Kinder mit deutsch- oder türkischsprechenden Eltern. Das Angebot für nur türkischsprechende Familien ist auf bestimmte Regionen begrenzt, in denen türkischsprachige Coaches zur Verfügung stehen.
Interessierte Familien sowie Kinder- und Jugendarztpraxen, die sich aktiv an dem Projekt beteiligen möchten, können sich ab sofort an das Team von frühstArt wenden unter
E-Mail: fruehstart@uk-koeln.de
Telefon: 0221 478 309-19 / -22
Hintergrundinformationen zum Projekt
Das Projekt wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesauschuss (G-BA) mit knapp 9,5 Millionen Euro gefördert. Die Projektlaufzeit umfasst vier Jahre.
Weitere Information zur frühstArt-Versorgungsform und den Projektpartnern gibt es unter: www.frühstart.info
* gesetzlich versichert bei einer dieser Krankenkassen: AOK Hamburg/Rheinland-Die Gesundheitskasse, Barmer, HEK-Hanseatische Krankenkasse, IKK classic, Techniker Krankenkasse
Pressekontakt:
Dr. Inka Väth
stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: (+49) 228 287-10596
E-Mail: inka.vaeth@ukbonn.de
Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr etwa 500.000 Patient*innen betreut, es sind ca. 9.000 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,6 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 585 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking sowie in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW und weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf. Das F.A.Z.-Institut hat das UKB 2022 und 2023 als Deutschland begehrtesten Arbeitgeber und Ausbildungs-Champion unter den öffentlichen Krankenhäusern in Deutschland ausgezeichnet.