Pflegende in ihrem Beruf stärken – Fachtagung empCARE präsentiert Ergebnisse aus drei Jahren Training und Forschung
Bonn, 10. Oktober 2018 – Während die Brisanz des Pflegekräftemangels erst seit einigen Monaten im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit steht, gehört dieses Problem für Krankenhäuser schon sehr lange zur Tagesordnung. Daher haben die Universität Duisburg-Essen, die Universitätskliniken Bonn (UKB) und Köln sowie die Aaron Intensivpflege Köln GmbH & Co. KG im Jahr 2015 ein Coaching- und Forschungsprojekt gestartet, durch das Pflegefachkräfte gezielt unterstützt wurden, mit den Anforderungen und Belastungen ihres Berufes umzugehen. Mit Erfolg: Die Empathiefähigkeit der 300 teilnehmenden Fachkräfte ist gestiegen und Burn-out- sowie andere Krankheitssymptome sind signifikant gesunken.
Der Arbeitsalltag von Pflegenden besteht nicht nur aus der pflegerischen und medikamentösen Versorgung von Patienten, die Fachkräfte sind auch mit den seelischen Nöten der ihnen anvertrauten Personen konfrontiert. Der Umgang mit den oft intensiven Emotionen ist vielfach nur am Rande Ausbildungsinhalt für Pflegefachkräfte und kommt bei den in der Regel eng getakteten Arbeitsabläufen oft zu kurz. Dies führt im einfachsten Falle zu Frust, häufig zum Berufswechsel, im schlimmsten Falle zum Burn-out. „Pflegende brauchen im Arbeitsalltag praktikable Handlungsmöglichkeiten, mit denen sie Bedürfnisse von Patienten, Angehörigen wie auch die nötige Selbstpflege in der Interaktion ausgeglichen bewältigen können“, so Andreas Kocks, Projektleiter emp- CARE am UKB. „Für viele Pflegende ist gerade der Austausch mit anderen Menschen eine zentrale Motivation, den Pflegeberuf zu ergreifen. Mit empCARE zeigen wir Pflegenden Wege, mit der emotionalen Belastung umzugehen, die Teil der Arbeit ist.“
Empathiebasiertes Entlastungskonzept
Das gemeinsam entwickelte Trainingskonzept wurde seit 2015 mit insgesamt 300 Pflegefachkräften in stationären und ambulanten Diensten erprobt. „Ziel des Trainings war es, den Pflegenden aufzuzeigen, wie sie selbstbestimmt und bewusst Empathiemomente zwischen sich und den Patienten gestalten können“, so Dr. Tobias Altmann, Projektleiter an der Universität Duisburg-Essen. Dafür wurden in meist zweitägigen Ausgangstrainings Kommunikations- und Verhaltenstechniken erlernt und in Rollenspielen auch Konfliktsituationen erprobt. Nach jeweils drei Monaten wurden die Erfahrungen der Teilnehmenden in halbtägigen Coaching-Einheiten besprochen.
Empathiefähigkeit steigt, Belastungssymptome sinken
Daneben wurden die 300 Teilnehmenden sowie eine Kontrollgruppe von 162 Personen über den gesamten Zeitraum hinweg zu ihrem Empathieerleben und ihrem allgemeinen Wohlbefinden befragt. „Wir haben festgestellt, dass sich die Fähigkeit zur Empathie in der Teilnehmergruppe bedeutsam zum Positiven verändert hat,“ so Altmann. „Zudem haben im Durchschnitt Burn-out-Symptome wie Gereiztheit oder Versagensängste ebenso wie körperliches Unwohlsein wie Kopf- und Nackenschmerzen bei den Teilnehmenden signifikant abgenommen.“ Renate Kunz, Stationsleitung an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie am UKB und Teilnehmerin am Training kann nachvollziehen, warum das so ist: „Wir Pflegenden neigen manchmal dazu, dass wir uns im Patientenkontakt vor dem miterlebten Leid und den daraufhin in uns ausgelösten Emotionen schützen zu wollen. Dieser vermeintliche
Selbstschutz lässt uns aber eher unzufrieden und mit dem unguten Gefühl zurück, unserer Profession nicht gerecht geworden zu sein. Im Projekt empCare konnten wir die positive Erfahrung machen, dass ein Sich-Einlassen auch auf die emotionale Befindlichkeit unserer Patientinnen und Patienten die eigene seelische Gesundheit stabilisiert.“
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