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PIA-Intervention des Instituts für Hausarztmedizin am Universitätsklinikum Bonn erfolgreich

Optimierung der Versorgung für Bluthochdruckpatientinnen und -patienten 

Bonn, 8. März 2023 – Heute fand die Online-Abschlusskonferenz der vom Innovationsfonds geförderten PIA-Studie zum digitalen Hypertoniemanagement (Bluthochdruckmanagement) am Institut für Hausarztmedizin des Universitätsklinikum Bonns (UKB) statt. Über 800 Patientinnen und Patienten aus mehr als 60 Hausarztpraxen der Großregion Bonn waren an der erfolgreichen Studie beteiligt. Die digitale PIA-Intervention, die hochrangig in der Fachzeitung „eClinicalMedicine“ publiziert wurde, verbesserte den Blutdruck der Teilnehmenden signifikant und wurde sowohl von den Hausarztpraxen als auch von den Patientinnen und Patienten als sehr positiv und alltagstauglich bewertet.

Bluthochdruck (Hypertonie) kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Niereninsuffizienz führen. Weltweit sind jährlich rund 9,4 Millionen Todesfälle auf erhöhten Blutdruck zurückzuführen. Risikofaktoren für erhöhten Blutdruck, die veränderbar sind, sind u.a. mangelnde Bewegung, Übergewicht und ungesunde Ernährung.

Eine engmaschige Kontrolle der Blutdruckwerte und die regelmäßige Behandlung durch Hausärzte und Hausärztinnen sind essentiell, um schlimmere Folgen zu verhindern. Eine konsequente Behandlung von Bluthochdruck kann Herzinfarkten, Schlaganfällen und anderen Erkrankungen vorbeugen. Doch 30 bis 45 Prozent der Hausarztpatientinnen und -patienten erreichen nicht den Blutdruckzielwert unter 140/90 mmHg. Diese mangelnde Blutdruckkontrolle ist das zentrale Defizit der Blutdruckbehandlung in Deutschland.

Genau da hat die PIA-Intervention des Instituts für Hausarztmedizin am UKB angesetzt. „Durch unsere Studie wollten wir dieses Versorgungsdefizit beheben. Hausärztinnen und –ärzte sowie Medizinische Fachangestellte wurden für die Durchführung eines digitalen Blutdruckmanagements qualifiziert. Patientinnen und Patientinnen erlernten zunächst das verlässliche Messen des Blutdrucks. Die Blutdruckwerte haben sie elektronisch über eine leicht zu bedienende und datenschutzkonforme App an ihre Hausarztpraxis übermittelt“, sagte Prof. Birgitta Weltermann, Direktorin des Instituts für Hausarztmedizin am UKB, die die PIA-Studie leitet. Aktiv beteiligt war auch die Techniker Krankenkasse, die die Studie als Konsortialpartner unterstützte.

Die Medizinischen Fachangestellten (MFA) erhielten mittels e-Schulung eine Qualifikation zur „PIA-MFA“. Anhand einer ärztlichen Handlungsanweisung, die für jede Patientin und jeden Patienten individuell und leitliniengestützt erstellt wurde, unterstützten sie das Aufdosieren von Medikamenten. Angepasste Medikamentenpläne wurden von den Hausärztinnen und Hausärzten elektronisch signiert und an die Patienten-App übermittelt. 

Das Delegationskonzept mit IT-gestütztem Fallmanagement PIA wurde in einer Cluster-randomisierten Studie mit mehr als 60 Praxen sowie mehr als 100 Hausärztinnen, Hausärzten und MFA sowie mehr als 800 Patientinnen und Patienten evaluiert. Das Projekt wurde mit insgesamt ca. 1,2 Millionen Euro gefördert. Die Hälfte der Praxen erhielt das innovative Blutdruckmanagement, die übrigen Teilnehmenden bildeten die Kontrollgruppe. Untersucht wurde, ob in der PIA-Gruppe mehr Patientinnen und Patienten den Blutdruckzielwert erreichten als in der Kontrollgruppe, die die Regelversorgung erhielt.

„Besonders relevant ist, dass wir nachweisen können, dass das digitale Blutdruckmanage­ment mit PIA-App den Anteil von Patientinnen und Patienten mit kontrolliertem Blutdruck signifikant verbesserte, nämlich um 23,1 Prozentpunkte. Das Projekt war damit so erfolgreich, dass es derzeit durch den Innovationsfond für die Umsetzung in der Regelversorgung evaluiert wird“, erläuterte Prof. Weltermann. Die neue Versorgungsform kann die Versorgungsqualität damit zukünftig stark verbessern. Auch die Versorgungseffizienz kann durch die barrierearme und schnelle Kommunikation zwischen Praxen und Patientinnen und Patienten optimiert werden.

„Wir freuen uns sehr über den großen Erfolg der digitalen PIA-Intervention, die sowohl von den medizinischen Expertinnen und Experten als auch von den Bluthochdruck-Patientinnen und Patienten sehr positiv bewertet wird. Durch flexible Möglichkeiten wie eine Chatfunktion mit den Praxen kann diese im Alltag optimal angewendet werden. Die herausragenden Erkenntnisse des Instituts für Hausarztmedizin können auf eine Vielzahl von Szenarien im Gesundheitswesen übertragen werden und die Versorgungssituation bedeutend optimieren“, so Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKB.

„Es ist fantastisch, dass beim heutigen Abschluss-Symposium alle Beteiligten – Hausärztinnen und –ärzte, MFA, aber auch Patientinnen und Patienten sowie Vertreter verschiedener Institutionen – online zusammengekommen sind, um sich über den Erfolg des Projektes auszutauschen. Die PIA-Studie hat vielversprechende Erkenntnisse gebracht, die nicht zuletzt eine sehr positive Perspektive für die Versorgungsvoraussetzungen unserer Medizinstudierenden und späteren Ärztinnen und Ärzte darstellt“, sagte Prof. Bernd Weber, Dekan der Medizinischen Fakultät. Nach den wissenschaftlichen Kurzvorträgen wurde PIA von den Teilnehmenden der Online-Veranstaltung als vielversprechende Perspektive für die Regelversorgung gewürdigt.


Bildmaterial:

Der Blutdruck kann mit der PIA-Intervention gemessen und per App an die Hausarztpraxen übermittelt werden.

Bildunterschrift: Der Blutdruck kann mit der PIA-Intervention gemessen und per App an die Hausarztpraxen übermittelt werden.

Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)/R. Müller

Pressekontakt:
Viola Röser
Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Tel. +49 228 287- 10469
E-Mail: viola.roeser@ukbonn.de


Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr etwa 500.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking sowie in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW und weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf.

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