Prof. Dr. Thomas Schläpfer
VERFASST VONukbnewsroom

Prof. Dr. Thomas Schläpfer erhält Förderpreis der Klüh Stiftung 

Volkskrankheit Depression

Prof. Dr. Thomas E. Schläpfer (57) von der Universität Bonn hat für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Volkskrankheit Depression den mit 25.000 Euro dotierten Förderpreis 2016 der Klüh Stiftung zur Förderung der Innovation in Wissenschaft und Forschung erhalten. Der Schweizer Mediziner ist stellvertretender Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn und Associate Professor an der John Hopkins University in Baltimore/USA. Jeder fünfte Mensch erkrankt im Leben mindestens an einer depressiven Episode. Etwa zehn Prozent der erkrankten Patienten leiden an einer so genannten therapieresistenten Depression. Dies bedeutet, dass die Betroffenen nicht auf die Behandlung mit den herkömmlichen  Verfahren wie Psychotherapie und Medikamenten ansprechen. Seit etwa zehn Jahren wird versucht, diesen depressiven Patienten mit dem Therapieverfahren der tiefen Hirnstimulation zu helfen. Dazu setzen Ärzte mit Hilfe von bildgebenden Verfahren in unterschiedliche Zielregionen im Gehirn Elektroden ein, die durch unter der Haut verlegte Kabel mit einem Generator verbunden werden, der ähnlich einem Herzschrittmacher die elektrische Stimulation ermöglicht. Das Forscherteam um Thomas Schläpfer gelang es, diese Therapie zu verbessern. Ihr Ansatzpunkt waren dabei verschiedene Teile des Belohnungssystems im Gehirn. Das Kernsymptom der Depression ist die Anhedonie, die Unfähigkeit Freude zu erleben in Situationen, die bisher Freude gemacht haben. So empfindet etwa ein Fußballfan keine Freude mehr, wenn seine Mannschaft ein Tor schießt. Prof. Schläpfer: „Diese so genannten hedonen Reize werden im Belohnungssystem des Gehirns verarbeitet, ein Hirnsystem, das uns Menschen Informationen darüber gibt, wenn ein Reiz oder eine Empfindung  gut für uns ist. Bei der schweren Depression scheint nun exakt dieses System in seiner Funktion gestört zu sein.“ Schläpfers Studien belegten bei rund 85 Prozent  der Probanden eine antidepressive Wirkung. Prof. Schläpfer sagt: „Gefühle der Hoffnungslosigkeit und Antriebslosigkeit verringerten sich teilweise innerhalb von wenigen Tagen.“ Dieses Verfahren, glaubt der Mediziner, könnte durch die wachsende Erfahrung, die weitere technische Entwicklung der Elektroden und der Bildgebung ein viel versprechendes Mittel in der Bekämpfung der Depression sein und vielen Betroffenen Hoffnung machen. Weitere Studien müssten nun diese ersten Resultate bestätigen und zeigen, wie nachhaltig die Behandlung wirkt. Wichtig sei dabei die Interdisziplinarität des Behandlungsteams: Psychiater, Psychologen und Neurochirurgen müssten eng zusammenarbeiten.   Pressemitteilung als pdf http://neurologie.uni-bonn.de
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