Projekt zur Verringerungen von Antibiotikaresistenzen im Abwasser gefördert
SPOWAR-Pilotanlage entsteht am Universitätsklinikum Bonn
Bonn, 27. Juni 2024 – Das Institut für Hygiene und Public Health (IHPH) des Universitätsklinikums Bonn (UKB) wird als Teil des deutsch-niederländischen Forschungsprojekts „Sustainable Protection Of Water Resources“ (SPOWAR) durch das Interreg VI A-Programm Deutschland-Nederland gefördert. Das Konsortium erhält bis 2027 rund 3,88 Mio Euro zur Entwicklung von neuen Technologien zur Inaktivierung und zum Abbau/zur Entfernung von multiresistenten Erregern (MRE), Antibiotikaresistenzgenen und ökotoxikologisch kritischen organischen Verbindungen in Prozess- und Abwässern zur Verhinderung von Kontaminationen und Emission in die Umwelt.
Antibiotikaresistente Bakterien gehören zu den größten Herausforderungen der Medizin im 21. Jahrhundert. Umso wichtiger ist es ihre Verbreitung in die Umwelt möglichst umfassend zu verhindern, um so das Risiko für die öffentliche Gesundheit zu minimieren. Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäuser stellen mögliche Punktquellen dar, die über ihr Abwasser neben antibiotikaresistenten Bakterien auch Rückstände von Antibiotika und anderen Arzneimitteln verbreiten könnten. „Besonders vor dem Hintergrund der Patientensicherheit aber auch der Nachhaltigkeit ist es für uns als Universitätsklinikum wichtig, bei diesem Thema voranzugehen. Wir sind froh, dass wir als IHPH Teil dieses wichtigen Forschungsprojekts sind“, so Prof Nico Mutters, Direktor des IHPH am UKB.
Wie das möglich sein kann, werden die Forschenden aus Bonn gemeinsam mit den Partnern aus Deutschland und den Niederlanden in den nächsten vier Jahren gemeinsam untersuchen. Dem vom Interreg VI A-Programm Deutschland-Nederland geförderten Projekt gehören neben den Universitätsklinika Bonn und Groningen vor allem Unternehmen an, deren Spezialgebiete im Themenbereich der neuen Technologien und Verfahren zur Reinigung und Desinfektion von Prozesswasser/Abwasser liegen. Koordiniert vom wfk – Cleaning Technology Institute e. V. ist das Ziel des Konsortiums, neue Technologien und Verfahren auf Basis von Bi-Super-Katalysatoren, Plasma-Behandlung, UV-Desinfektion und Hochdruckbehandlung in Kombination für die Reduktion von antibiotikaresistenten Bakterien und für Rückstände von ökotoxikologisch kritischen organischen Verbindungen zu entwickeln.
Am IHPH werden innerhalb des Projekts die Wirksamkeit der entwickelten Methoden mit mikrobiologischen und chemischen Untersuchungsverfahren überprüft. Zusätzlich soll durch die Untersuchungen verschiedener Prozess- und Abwässer eine Risiko- und Bedarfsanalyse innerhalb medizinischer Einrichtungen auf Grundlage von neu oder weiterentwickelten Verfahren erstellt werden. Im Anschluss soll eine Pilotanlage am UKB erprobt werden, um die Möglichkeiten zur eintragsnahen Reduktion von Antibiotikaresistenzen und kritischen organischen Verbindungen im Abwasser in der Praxis zu untersuchen. Dafür erhalten die Bonner Forschenden innerhalb des SPOWAR-Projekts knapp 429.000 Euro an Fördergeldern.
Die neuen Technologien und Verfahren auf der Basis der Bi-Super-Katalysatoren und der Plasma-Behandlung von wässrigen Medien sind sowohl für dezentrale als auch für großmaßstäbliche zentrale Aufbereitungseinheiten durch die beliebige Skalierbarkeit einsetzbar. Hochdruck-Verfahren sind für die dezentrale Behandlung in kleinerem Maßstab anwendbar. Solche Verfahren erlauben somit, bei punktuellem Anfall besonders hoch belasteter Teilströme eine gezielte Vorbehandlung vornehmen zu können. „Eine gezielte dezentrale Behandlung von Teilströmen könnte zu einer Entlastung der zentralen Abwasseraufbereitung und somit zu Kosten- als auch Ressourcenersparnis beitragen. Zudem könnte die möglichst frühzeitige Entfernung zum Beispiel von Antibiotikarückständen den Selektionsdruck auf Bakterien verringern und damit der Entstehung von Resistenzen vorbeugen. Im Sinne des One-Health-Gedankens kann das auch für die öffentliche Gesundheit langfristig von großem Vorteil sein“, so Prof. Mutters.
Das Projekt SPOWAR wird im Rahmen des Interreg VI A-Programms Deutschland-Nederland durchgeführt und mit 3,880 Mio. Euro durch die Europäische Union, das MWIKE NRW, das niederländische Wirtschaftsministerium (EZK), sowie die Provinzen Friesland, Groningen, Overijssel und Noord-Brabant mitfinanziert.
Bildmaterial:
Bildunterschrift: Das SPOWAR-Team des UKB: Dr. Harald Färber, Carsten Felder, Esther Sib und Prof. Nico Mutters.
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB) / K. Wislsperger
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Daria Siverina
Stellvertretende Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
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E-Mail: daria.siverina@ukbonn.de
Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB finden pro Jahr etwa 500.000 Behandlungen von Patient*innen statt, es sind ca. 9.500 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,8 Mrd. Euro. Neben den 3.500 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr 550 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW und weist den zweithöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf. Das F.A.Z.-Institut hat das UKB 2022 und 2023 als Deutschland begehrtesten Arbeitgeber und Ausbildungs-Champion unter den öffentlichen Krankenhäusern in Deutschland ausgezeichnet.