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Sonne ist eine Gefahr für die Baby-Haut

UKB-Hautärztin Dr. Julia Altengarten gibt Ratschläge zum Schutz der Haut von Säuglingen vor schädlichen UV-Strahlen

Bonn, 21. Juni – Pralle Sonne ist für die Haut schädlich. Gerade im Säuglingsalter ist es besonders wichtig, die Haut vor schädlichen UV-Strahlen zu schützen. Denn die Baby-Haut ist deutlich dünner als die Haut eines Erwachsenen. Sie ist zudem durchlässiger und enthält noch weniger schützendes Pigment, fachsprachlich Melanin. Hauteigene Schutzmechanismen bilden sich erst richtig nach dem zweiten Lebensjahr aus. Anlässlich des aktuellen Sommeranfangs erklärt Dr. Julia Altengarten, Oberärztin der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Zentrum für Hauterkrankungen des Universitätsklinikums Bonn (UKB), wie man die Baby-Haut vor den schädigenden Sonnenstrahlen schützen kann. Zudem spricht sie über die Sinnhaftigkeit von Sonnencremes bei Säuglingen:

Welchen Rat haben Sie, Frau Dr. Altengarten, wie die empfindliche Haut von Säuglingen am besten geschützt wird?

Julia Altengarten: „Säuglinge sollten der direkten Sonne nicht ausgesetzt werden, insbesondere nicht zu Zeiten eines mittleren bis hohen UV-Indexes, dem Maß für die sonnenbrandwirksame UV-Strahlung. In unseren Breitengraden bedeutet dies in der wärmeren Jahreszeit also zumindest von etwa 11 bis 15 Uhr. Im Winter ist der UV-Index in Deutschland eher zu vernachlässigen, aber nicht in den Bergen. Zu beachten ist, dass etwa 80 Prozent des schädigenden UV-Lichts die Wolkenschicht passieren sowie Schnee und Sand zwischen 25 und 100 Prozent des Lichts reflektieren können. Im Schatten ist die UV-Strahlung um etwa die Hälfte reduziert.“

Da Sonneneinstrahlung nicht komplett vermeidbar ist, raten Sie zu zusätzliche Schutzmaßnahmen. Welche sind das?

Julia Altengarten: „Neben der Suche nach schattigen Plätzen steht hier bei Säuglingen der textile Lichtschutz an erster Stelle. Ein Hut oder eine Kappe mit Schirm und Nackenschutz ist immer zu empfehlen. Die Kleidung sollte nicht zu eng sitzen und möglichst viel vom Körper bedecken. Doch Achtung: Durch ein helles Baumwoll-T-Shirt können je nach Dichte des Stoffes bis zu 50 Prozent der UV-Strahlen gelangen. Je dunkler und dichter der Stoff gewebt ist, umso besser schützt er. Ein dichtes, dunkles Baumwoll-T-Shirt bietet etwa einen Lichtschutzfaktor von 20. Weiterhin gibt es sogenannte UV-Schutzkleidung. Hier wird durch spezielle Chemiefasern mit ‘eingebautem’ UV-Schutz – zum Beispiel auf Basis von Titandioxid, welches UV-Strahlen reflektiert – ein Lichtschutzfaktor von bis zu 80 ermöglicht. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, da der Schutzfaktor bei Nässe, Dehnung und nach häufigem Tragen und Waschen reduziert sein kann.“

Wie sieht es mit Sonnencremes aus?

Julia Altengarten: „Sonnencremes werden in der Regel erst ab einem Jahr empfohlen. Bevor die Baby-Haut der Sonne jedoch ungeschützt ausgesetzt wird, sind geeignete Sonnencremes, die an ungeschützten Stellen etwa 30 min vor dem Aufenthalt im Freien aufgetragen werden sollten, immer die bessere Alternative. Spezielle Kinder- und Babysonnencremes sind im Handel verfügbar. Dabei ist auf einen hohen Lichtschutzfaktor je nach Sonneneinwirkung von 30 bis 50 zu achten, und auf eine ausreichend große aufgetragene Menge – viel hilft viel! Auch sollte bei längerem Aufenthalt im Freien oder nach dem Aufenthalt im Wasser erneut eingecremt werden. Neben dem UVB-Lichtschutzfaktor ist auch auf einen UVA-Schutz zu achten, auf der Verpackung zu erkennen an einem Siegel im Form eines Kreises mit der Inschrift UVA.

Sonnencremes mit chemischen Lichtschutzfiltern sollten im Säuglingsalter eher zurückhaltend eingesetzt werden oder nur nach sorgfältiger Prüfung. Denn diese Filter dringen in die Haut ein und absorbieren Licht beziehungsweise wandeln dieses in Wärme um. Manche Filtersubstanzen wie zum Beispiel Octrocrylen und Homosalat stehen auch im Verdacht, sich auf das menschliche Hormonsystem auszuwirken, andere gelten (noch) als unbedenklich. Mineralische/physikalische Filter wie Zinkoxid und Titandiaoxid reflektieren und streuen Licht und sind bei Säuglingen eher zu bevorzugen. Sie hinterlassen häufig einen weißlichen Film auf der Haut. Die meist enthaltenen Nanopartikel können die intakte Hautbarriere zwar nicht überwinden, sollten jedoch nicht eingeatmet, also Vorsicht bei Sprays, oder verschluckt werden. Aber auch andere Inhaltsstoffe von Sonnencremes können für Säuglinge problematisch sein, wie Weichmacher oder Duftstoffe. Der UV-Schutz von Sonnencremes kann zudem im Laufe der Zeit nachlassen, so dass vor allem geöffnete Packungen in der Regel nicht länger als 12 Monate haltbar sind.“

Was ist bezüglich Sonnencremes bei Allergien und Neurodermitis zu beachten?

Julia Altengarten: „Bei Allergien und Neurodermitis ist eine intakte Hautbarriere durch die zusätzliche Anwendung feuchtigkeitsspendender Pflegecremes besonders wichtig. Trockene und von Ekzemen befallene Haut kann anfälliger für Schäden durch UV-Strahlung sein. Bei der Wahl der Lichtschutzfilter sind mineralische Filter vorteilhaft, da diese auf der Hautoberfläche verbleiben und ein geringeres Allergiepotential besitzen. Chemische Filter dringen in die Haut ein und können daher zusätzlich allergische Hautreaktionen oder Reizungen hervorrufen. Selten können die in mineralischen Sonnenschutzmitteln häufig enthaltenen Nanopartikel jedoch bei Neurodermitis zu Hautirritationen führen. Daher sollte man bei gestörter Hautbarriere auf ‘nanopartikelfreie’ Produkte mit größeren Partikelgrößen zurückgreifen.“ 

Bildmaterial:

Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn 

Pressekontakt:
Dr. Inka Väth
stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: (+49) 228 287-10596
E-Mail: inka.vaeth@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr etwa 500.000 Patient*innen betreut, es sind ca. 9.500 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,6 Mrd. Euro. Neben den 3.500 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr 550 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW und weist den zweithöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf. Das F.A.Z.-Institut hat das UKB 2022 und 2023 als Deutschland begehrtesten Arbeitgeber und Ausbildungs-Champion unter den öffentlichen Krankenhäusern in Deutschland ausgezeichnet.

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