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Soziale Phobie: Hinweise auf genetische Ursache
Studie der Uni Bonn untermauert Zusammenhang mit dem Botenstoff Serotonin. Weitere Probanden gesucht
Menschen mit sozialen Ängsten gehen Situationen aus dem Weg, in denen sie der Bewertung durch andere ausgesetzt sind. Häufig leben die Betroffenen zurückgezogen und halten vor allem über das Internet Kontakt. Etwa jeder zehnte Mensch ist im Lauf seines Lebens von dieser Angststörung betroffen. Forscher der Universität Bonn haben nun Hinweise auf ein Gen gefunden, das mit der Erkrankung vermutlich in Zusammenhang steht. Es kodiert einen Serotonin-Transporter im Gehirn. Interessanterweise dämpft dieser Botenstoff Angstgefühle und Depressivität. Die Wissenschaftler wollen diese Ursache genauer erforschen und suchen deshalb weitere Studienteilnehmer. Die Ergebnisse sind im Fachjournal „Psychiatric Genetics” veröffentlicht. Herzrasen, Zittern und Atemnot: Wer unter einer Sozialen Phobie leidet, meidet größere Gruppen. Mündliche Prüfungen oder alltägliche Verabredungen sind angstbehaftet – schließlich könnten die Mitmenschen ein negatives Urteil fällen. Solchen Situationen gehen Betroffene deshalb aus dem Weg. Kontakte gelingen häufig besser über soziale Medien oder aus der Anonymität des Internets heraus. Soziale Phobien zählen zu den psychischen Störungen, die gleichzeitig durch genetische und umweltbedingte Faktoren ausgelöst werden. „Bei der Erforschung der genetischen Ursachen dieser Erkrankung gibt es noch viel zu tun“, sagt Dr. Andreas Forstner vom Institut für Humangenetik der Universität Bonn. „Bislang sind nur wenige Verdachtsgene bekannt, die damit in Zusammenhang stehen könnten.“ Einzelne Basenpaare können im Erbgut variieren Zusammen mit der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn führt Dr. Forstner eine Studie zu den genetischen Ursachen der Sozialen Phobie durch. Das Forscherteam untersuchte das Erbgut von insgesamt 321 Patienten und verglich es mit 804 Kontrollpersonen. Im Fokus der Wissenschaftler standen dabei sogenannte Einzelnukleotid-Polymorphismen (englisch Single Nucleotide Polymorphisms, SNPs). „Es handelt sich dabei um variable Stellen im Erbgut, die bei verschiedenen Menschen in unterschiedlicher Ausprägung vorliegen können“, erklärt Dr. Forstner. Genetisch bedingte Erkrankungen haben häufig in den SNPs ihre Ursache. Schätzungsweise liegen mehr als dreizehn Millionen solcher Veränderungen im menschlichen Erbgut vor. Die Wissenschaftler untersuchten insgesamt 24 SNPs, die im weitesten Sinn als Ursache Sozialer Phobien und anderer psychischer Störungen in Verdacht stehen. „Dabei handelt es sich um die bislang größte Assoziationsstudie zur Sozialen Phobie“, sagt Privatdozent Dr. Johannes Schumacher vom Institut für Humangenetik der Universität Bonn.in der Abteilung für Genomik des Life & Brain Forschungszentrums: Dr. Andreas Forstner (sitzend vorne), Privatdozent Dr. Rupert Conrad und Psychologin Stefanie Rambau (stehend von links). © Foto: Katharina Wislsperger/UKB-Ukom