STATEMENT zum Wuhan-Coronavirus
von Prof. Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn
1. Was unterscheidet das neue Coronavirus von den uns bereits bekannten Coronaviren? Was wissen wir überhaupt über das Virus?
Bisher ist bekannt, dass es sich beim neuen Coronavirus mit dem vorläufigen Namen 2019-nCoV um ein sogenanntes Betacoronavirus handelt, was in Fledermäusen gefunden werden kann. Es ist verwandt mit SARS, unterscheidet sich aber in einigen Regionen deutlich vom SARS- Erreger. Zum Beispiel an der Bindungsstelle, mit dem es an Zielzellen andockt. Unklar ist bisher, wie ansteckend das Virus ist. Während zunächst davon ausgegangen wurde, dass es nicht von Mensch zu Mensch übertragen wird, zeigen die neuen Fälle und Infektionen von medizinischem Personal, dass dies durchaus der Fall ist. Infektionen mit anderen Coronaviren sind übrigens nicht ungewöhnlich. In den Wintermonaten diagnostizieren wir häufig Coronavireninfektionen bei Atemwegserkrankungen. Diese haben meistens jedoch nicht so einen schweren Verlauf, wie wir es jetzt bei dem neuen Coronavirus sehen.
2. Welche Personengruppen sind besonders gefährdet?
Das jetzige Risiko, sich mit dem neuen Coronavirus zu infizieren, ist bisher gering. Reiserückkehrer aus Wuhan sollten bei Infektionen der Atemwege und Fieber ihrem Arzt unbedingt mitteilen, dass sie dort gewesen sind. Es wurde bereits ein Nachweistest entwickelt, den wir auch derzeit an unserem Institut für Virologie am Universitätsklinikum Bonn etablieren. Bislang sind nur ältere Menschen mit einem schwachen Immunsystem daran gestorben, unter jungen und zuvor gesunden Patienten gab es bisher keine Todesfälle. Das ist ähnlich wie bei der Grippe. Unsere Intensivmediziner haben es täglich mit Patienten zu tun, die an ganz normalen Atemwegsinfekten schwer erkrankt sind und gut wissen, wie man damit umgeht. Die Behandlung unterscheidet sich nicht sehr.
3. Sind deutsche Kliniken auf diese Gefahr ausreichend vorbereitet?
In jedem Fall. Da es keine spezifische Therapie für das Coronavirus gibt, muss symptomatisch behandelt werden, und damit haben unsere
Infektiologen und Intensivmediziner ausreichend Erfahrung. Wir steuern das Wissen dazu bei, um welchen Erreger es sich handelt und stehen beratend in der Behandlung und der Eindämmung der Infektion zur Verfügung.
4. Wie kann sich jeder Einzelne schützen?
Ähnlich wie bei der Grippe. Regelmäßiges Händewaschen und Hygiene ist das beste Mittel, sich vor einer Infektion zu schützen. Engen Kontakt zu Menschen, die Schnupfen und Husten haben, sollte man vermeiden. Es ist aber jetzt nicht ratsam, Menschen ganz zu meiden.
Bildunterschrift: Prof. Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn.
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)