Poster 1. Internationaler Tage der Patientensicherheit
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Klinisches Risikomanagement in Deutschen Krankenhäusern

Forschungsprojekt zeigt positive Entwicklungen und weiteres Optimierungspotenzial im Umgang mit Behandlungsrisiken auf

Die Einführung eines klinischen Risikomanagements findet zunehmend Verbreitung. Die Verankerung des klinischen Risikomanagements als Führungsaufgabe fehlt jedoch vielerorts. Dies geht aus einer deutschlandweiten Befragung hervor, die das Institut für Patientensicherheit in Kooperation mit dem Aktionsbündnis für Patientensicherheit e.V., dem AOK-Bundesverband und der Techniker Krankenkasse/WINEG durchführt.

Downloads: Pressemitteilung 17.09.2015 Dummy Bericht Muster IfPS Presstext IfPS Präsentation PK 2015-09-17 IfPS

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Internationalen Studien zufolge ist etwa die Hälfte aller unerwünschten Ereignisse in der Patientenversorgung potenziell vermeidbar. Ein systematisches klinisches Risikomanagement befähigt Krankenhäuser, Risiken der Patientenversorgung zu erkennen, zu reduzieren und zu bewältigen, bevor Patienten zu Schaden kommen.

Seit 2014 ist die Umsetzung von Maßnahmen des klinischen Risikomanagements in Deutschland gesetzlich verankert. Dazu wie Krankenhäuser klinisches Risikomanagement umsetzen und mit welchen Herausforderungen sie dabei konfrontiert sind, liegen nun aktuelle Daten vor. Diese Daten lassen eine deutliche Entwicklung seit 2010 erkennen, als erstmals deutschlandweit Verantwortliche für Qualitäts- und Risikomanagement zum Thema klinisches Risikomanagement befragt wurden. Die Studienergebnisse sind entscheidend für die gezielte Steuerung des klinischen Risikomanagements und optimale Unterstützung von Aktivitäten zur Erhöhung der Patientensicherheit.

Systematisierung und proaktives Risikomanagement gefordert

Die Ergebnisse der Befragung bilden den aktuellen Stand sowie die Entwicklungen im klinischen Risikomanagement seit 2010 ab – zumindest in den 572 , die sich dieses Jahr beteiligt haben.

Was ist der Stand?

Deutsche Krankenhäuser setzen ein breites Spektrum von Maßnahmen zur Erhöhung der Patientensicherheit um, sind hierbei jedoch häufig reaktiv; das heißt potenzielle Risiken von Behandlungsprozessen werden selten systematisch und vorausschauend identifiziert und analysiert.

Was hat sich getan seit 2010?

Im Bereich des Critical Incident Reportings ist die Umsetzung der Vorgaben des G-BA zu lokalen und einrichtungsübergreifenden Fehlermeldesystemen (Critical Incident Reporting System=CIRS) weiter voran geschritten. Vielerorts ist ein CIRS bereits systematisch implementiert. Positive Entwicklungen zeigen sich insbesondere bei Schulungen zu CIRS, zeitnahem Feedback an Meldende und bei der Ableitung und Kommunikation von Maßnahmen aufgrund von CIRS-Analysen.

Verbesserungspotenzial

Ein systematisch geführtes klinisches Risikomanagement und eine offene Sicherheitskultur sind vielerorts noch keine etablierte Praxis. Entsprechend sehen die Verantwortlichen für klinisches Risikomanagement Verbesserungspotenziale hinsichtlich der Standardisierung von Prozessen bzw. Verfahren  des Austauschs und der Vernetzung zwischen einzelnen Abteilungen und Funktionsbereichen und dem klinischen Risikomanagement als auch eines offeneren Umgangs mit Fehlern und Schwachstellen im System.

Nutzen und Vorteile für Patienten und Mitarbeiter

Ein systematisch implementiertes und geführtes klinisches Risikomanagement unterstützt die Krankenhausmitarbeiter darin, die medizinisch-pflegerisch-therapeutischen Risiken bei der Patientenversorgung zu erkennen, zu reduzieren und zu bewältigen. Dadurch werden die Voraussetzungen für eine nachhaltige Patientensicherheit geschaffen.

Kontinuierliches Monitoring gefordert

Das in der Befragung eingesetzte Instrument zum Monitoring des klinischen Risikomanagements hat in der Praxis mehrheitlich positive Resonanz und eine Sensibilisierung für Fragen des klinischen Risikomanagements ausgelöst. Derartige Befragungen sollen in Zukunft in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Dies ist eine wichtige Maßnahme, um das Bewusstsein für ein vorausschauendes, systematisches Risikomanagement zu fördern und die kontinuierlichen Weiterentwicklung gezielt zu unterstützen.

Link zu den Grafiken als pdf-Datei:

15-09-11_Pressegrafik_Patientensicherheit_TAS_L3 15-09-10_Pressegrafik_Kliniken_TAS_L2 15-09-10_Pressegrafik_Risikopatienten_TAS_L2 15-09-11_Pressegrafik_Patientensicherheit_in_der_Klinik_TAS_L3

Definition klinisches Risikomanagement

Klinisches Risikomanagement (kRM) ist die zielgerichtete Planung, Koordination, Ausführung und Kontrolle aller Maßnahmen, die zur Vermeidung unbeabsichtigter krankenhausinduzierter Patientenschädigungen bzw. zur Begrenzung ihrer Auswirkungen dienen. (Middendorf, C. (2005). Klinisches Risikomanagement: Implikationen, Methoden und Gestaltungsempfehlungen für das Management klinischer Risiken in Krankenhäusern. Münster: Lit)

Methodik und zentrale Ergebnisse

Die Ergebnisse der deutschlandweiten Befragung zum klinischen Risikomanagement beruhen auf einer schriftlichen Online-Befragung der Verantwortlichen für klinisches Risikomanagement in deutschen Krankenhäusern und Rehakliniken im Zeitraum von März bis Juni 2015. Um neben dem aktuellen Stand auch geplante Entwicklungen aufzuzeigen, konnte zu jedem Punkt angegeben werden, wie systematisch dieser bereits umgesetzt wird bzw. ob dies erst diskutiert wird oder bereits konkrete Umsetzungspläne bestehen.

572 Krankenhäuser und Rehakliniken haben sich an der Befragung beteiligt. Der Rücklauf entspricht der Verteilung der Grundgesamtheit über die Bundesländer. An dieser Befragung haben sich Repräsentanten von unterschiedlichen Krankenhausarten beteiligt: Die Stichprobe setzt sich zusammen aus Universitätsklinika (6%), Allgemeinkrankenhäusern (61%), Fachkrankenhäusern (11%), Psychiatrien (7%), Rehabilitationskliniken (14%) und anderen (1%). Die Trägerschaft der teilnehmenden Krankenhäuser und Rehakliniken war zu 32% privat, 38% frei-/gemeinnützig und 29% öffentlich.

Die Einführung eines klinischen Risikomanagements findet zunehmend Verbreitung. Eine positive Entwicklung im Vergleich zu 2010 zeigt sich in der weiteren Etablierung von Fehlermeldesystemen und hierbei insbesondere bei Schulungen zu CIRS, dem zeitnahen Feedback an Meldende und der Ableitung und Kommunikation von Maßnahmen aus CIRS-Analysen. Eine Strategie sowie die Verankerung des klinischen Risikomanagements als Führungsaufgabe fehlen jedoch vielerorts. Diese ist jedoch zwingend erforderlich um die identifizierten Optimierungspotenziale bestmöglich auszuschöpfen: Mehr standardisierte Verfahren und klinische Prozesse, vermehrte Vernetzung und Austausch zwischen den einzelnen Kliniken/Abteilungen und offeneren Umgang mit Fehlern und Schwachstellen im System.

Kooperationspartner und Unterstützer

Die Durchführung des Projektes erfolgt in Kooperation mit dem Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V., dem AOK-Bundesverband und der Techniker Krankenkasse/WINEG. Die wissenschaftliche Planung, Durchführung und Publikation liegt beim Institut für Patientensicherheit. Der Gemeinsame Bundesausschuss und die Deutsche Krankenhausgesellschaft unterstützen diese Studie ideell, welche in Teilen vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert wird. Wir danken der Arbeitsgruppe Risikomanagement der Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung e.V. für ihre Unterstützung bei der inhaltlichen Überarbeitung des Fragebogens.

Weitere Informationen

Institut für Patientensicherheit Prof. Dr. Tanja Manser Projektleitung Tel: 0228 – 287 13782 Email: tanja.manser@ukb.uni-bonn.de

Fiona Mc Dermott, Dipl.-Ges.oec. Wissenschaftliche Mitarbeiterin Tel: 0228 – 73 8367 Email: fiona.mc_dermott@ukb.uni-bonn.de

Webseite des Instituts für Patientensicherheit: http://www.ifpsbonn.de

Unsere Partner:

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