(v.l.) Prof. Dirk Skowasch, Direktor der Klinik für Pneumologie des UKB, Lia Konstantinidou, OP-Assistenz mit Schwerpunkt chirurgische Robotik und Technologie, Donatas Zalepugas, Oberarzt an der Klinik für Thoraxchirurgie, Prof. Joachim Schmidt, Leiter der Thoraxchirurgie des UKB und des Lungenkrebszentrums Bonn/Rhein-Sieg sowie Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie und Ärztlicher Direktor am Helios Klinikum Bonn/Rhein-Sieg und Priv.-Doz. Dr. Daniel Kütting, Leitender Oberarzt an der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie mit dem ION-System.
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Universitätsklinikum Bonn setzt deutschlandweit erstmalig bahnbrechendes roboter- und KI- assistiertes Bronchoskopie-System für modernste Diagnostik von Lungenkrebsherden in der regulären Patientenversorgung ein

ION-System kann früheres Eingreifen bei Lungenkrebs ermöglichen

Bonn, 11. September 2024 – Die Thoraxchirurgie und die Pneumologie des Universitätsklinikums Bonn (UKB) setzen erstmalig in Deutschland das weltweit innovativste roboter- und KI-assistierte Bronchoskopie-System in der regulären Patientenversorgung ein. Mit dem ION-System können mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) sehr kleine, auch in der Peripherie befindliche Lungenrundherde, die bisher endoskopisch nicht (- oder kaum -) zu erreichen waren, biopsiert und gegebenenfalls im Anschluss sofort operativ entfernt werden. Mit einem zugehörigen modernen Cone-Beam CT, einem dreidimensionalen bildgebenden Tomographieverfahren, können diese Lokalisationen verifiziert und Interventionen geführt werden. Insbesondere für Patientinnen und Patienten mit dem Verdacht auf Lungenkrebs in einem frühen Stadium, bedeutet dieses hochpräzise Diagnoseverfahren eine bahnbrechende Optimierung.

Lungenkrebs ist bei Männern die häufigste, bei Frauen die zweithäufigste Todesursache durch Krebs. In der Regel wird Lungenkrebs erst spät diagnostiziert, da er im frühen Stadium meist keine Symptome verursacht. Aktuell sind manchmal schwierige und teilweise sehr aufwendige Untersuchungen notwendig, bevor eine klare Lungenkrebs-Diagnose gestellt werden kann. Ein rechtzeitiger Therapiebeginn ist für die Heilungschancen aber elementar wichtig.

Roboter- und KI-assistiertes System erreicht kleinste Knoten in Randlagen

Das ION-System wurde entwickelt, um die Diagnoseerstellung bei kleinsten unklaren Lungenrundherden zu ermöglichen und so die Zeit bis zur Behandlung zu verkürzen. Bei dem Robotik-System handelt es sich um ein über KI gesteuertes Navigationsbronchoskop für die endoskopische Lungenspiegelung, mit dem auch sehr kleine bisher schwer zugängliche Knoten im Bereich der äußeren Lunge bronchoskopisch aufgefunden und biopsiert werden können. Mehr als 70 Prozent der verdächtigen Knoten befinden sich dort. „In der Lungenkrebsfrüherkennung gibt es aktuell vielversprechende Entwicklungen, wie der bald bevorstehende Beginn des Lungenkrebsscreenings. Dabei wird gerade die präoperative feingewebliche Diagnosesicherung zunehmend wichtiger für alle modernen Therapieoptionen. Das neue robotische Bronchoskopie-System bedeutet in dieser Hinsicht eine bahnbrechende Optimierung für unsere Patientinnen und Patienten am UKB und im Lungenkrebszentrum“, sagt Prof. Joachim Schmidt, Leiter der Thoraxchirurgie des UKB und des Lungenkrebszentrums Bonn/Rhein-Sieg sowie Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie und Ärztlicher Direktor am Helios Klinikum Bonn/Rhein-Sieg.

Individueller Zielpfad für jeden Patienten

Ein integriertes Bildarchivierungssystem ermöglicht bei der neuen Technologie das Abrufen von CT (Computer Tomographie) Scans. Die Software des ION-Systems erstellt damit einen Pfad über die genaue Anatomie des jeweiligen Patienten. Während der Bronchoskopie navigiert der Arzt über diesen individuellen Pfad mit dem Controller zum Zielort, um dort eine Probeentnahme durchzuführen. Mithilfe des sehr dünnen Robotik-Katheters kann bis weit in die periphere Lungenregion navigiert werden. Ein bedeutender Vorteil ist, dass präzise Positionsinformationen währenddessen in Echtzeit übermittelt werden. Bei der Verwendung der integrierten mobilen Bildgebung über ein Cone Beam CT, empfängt ION während des Eingriffs bei Bedarf 3D-Bilder. So kann die Zielposition aktualisiert und auf der Grundlage der bereitgestellten 3D-Bilder präzise Navigationsanpassungen vorgenommen werden. Im Falle von bestätigten Tumorzellen durch eine Biopsie, eine anschließende chirurgische Lungenresektion mit dem roboter-assistierten da Vinci- Operationssystem durchgeführt werden. „Der Patient wacht dann von der Narkose wieder auf, nachdem in einem einzigen Eingriff sowohl die Biopsie entnommen und ausgewertet wurde, als auch die operative Entfernung der entsprechenden Lungensegmente erfolgt ist“, erläutert Prof. Schmidt.

Interdisziplinäre Betreuung durch Thoraxchirurgie und Pneumologie

Die ersten Patientinnen und Patienten erhalten aktuell einen bronchoskopischen Eingriff mit dem neuen roboter-assistierten System und werden interdisziplinär von den throaxchirurgischen und pneumlogischen Teams des UKB betreut. „Auch für weitere Lungenerkrankungen, die Patientinnen und Patienten stark beeinträchtigen und bei denen aktuelle Verfahren bei der Erkennung von sehr kleinen oder peripheren Herden an ihre Grenzen stoßen, ist das innovative roboter-assistierte Bronchoskopiesystem ein großer Fortschritt.

Wir freuen uns, dass wir als derzeit einzige Klinik in Deutschland unseren Patientinnen und Patienten im regulären Klinikbetrieb diesen Mehrwert bieten können.“, so Prof. Dirk Skowasch, Direktor der Klinik für Pneumologie des UKB.

Das ION-System wurde im Rahmen des „Surgical Robotics“ Teilprojekts und des BOSTER (Bonn Surgical Technology Center) des Innovative Secure Medical Campus (ISMC) Projekts des UKB implementiert. Für das in Deutschland einzigartige Digitalisierungs-Leuchtturm-Projekt hatte das UKB 2022 eine Förderung von 17,5 Mio. Euro vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW erhalten.

Bildmaterial:

Bildunterschrift: (v.l.) Prof. Dirk Skowasch, Direktor der Klinik für Pneumologie des UKB, Lia Konstantinidou, OP-Assistenz mit Schwerpunkt chirurgische Robotik und Technologie, Donatas Zalepugas, Oberarzt an der Klinik für Thoraxchirurgie, Prof. Joachim Schmidt, Leiter der Thoraxchirurgie des UKB und des Lungenkrebszentrums Bonn/Rhein-Sieg sowie Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie und Ärztlicher Direktor am Helios Klinikum Bonn/Rhein-Sieg und Priv.-Doz. Dr. Daniel Kütting, Leitender Oberarzt an der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie mit dem ION-System.
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB) 

Pressekontakt:
Viola Röser 
Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Tel. +49 228 287- 10469
E-Mail: viola.roeser@ukbonn.de  

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB finden pro Jahr etwa 500.000 Behandlungen von Patient*innen statt, es sind ca. 9.500 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,8 Mrd. Euro. Neben den 3.500 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr 550 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, hatte 2023 in der Forschung über 100 Mio. Euro Drittmittel und weist den zweithöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf. Das F.A.Z.-Institut hat das UKB mit Platz 1 unter den Uniklinika in der Kategorie „Deutschlands Ausbildungs-Champions 2024“ ausgezeichnet.

Das Centrum für Integrierte Onkologie – CIO Bonn ist das interdisziplinäre Krebszentrum des Universitätsklinikums Bonn. Unter seinem Dach arbeiten alle Kliniken und Institute am Universitätsklinikum zusammen, die sich mit der Diagnose, Behandlung und Erforschung aller bösartigen Erkrankungen befassen. Das CIO Bonn gehört zum bundesweiten Netzwerk ausgewählter Onkologischer Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe. Vor kurzem wurde aus dem seit 2007 bestehenden CIO Köln Bonn mit den universitären Krebszentren aus Aachen, Köln und Düsseldorf das „Centrum für Integrierte Onkologie – CIO Aachen Bonn Köln Düsseldorf“ gegründet. Gemeinsam gestaltet dieser Verbund die Krebsmedizin für rund 11 Millionen Menschen.

 

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