Verbindung zwischen Diabetes und Parodontitis
Neue S2k-Leitlinie stärkt interdisziplinäre Zusammenarbeit für eine optimierte Versorgung beider Erkrankungen
Bonn, 16. Dezember 2024 – Das Universitätsklinikum Bonn (UKB) begrüßt die Veröffentlichung der neuen S2k-Leitlinie „Diabetes und Parodontitis“, die gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie e.V. (DG PARO), der Deutschen Diabetes Gesellschaft e.V. (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V. (DGZMK) erarbeitet wurde. Diese Leitlinie unterstreicht die enge Wechselwirkung zwischen Diabetes mellitus und Parodontitis und gibt Empfehlungen zur Verbesserung der Prävention, Diagnostik und Therapie beider Erkrankungen.
Diabetes mellitus und Parodontitis sind weit verbreitete, chronische Erkrankungen, die sich gegenseitig negativ beeinflussen können. Eine schlechte Blutzuckereinstellung bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes führt häufig zu einem schlechteren parodontalen Zustand und erschwert die Behandlungsergebnisse. Umgekehrt geht Parodontitis mit einer gestörten Blutzuckerkontrolle und einer erhöhten Insulinresistenz einher, was das Risiko für Diabeteskomplikationen und eine erhöhte Mortalität steigert. Studien zeigen jedoch, dass eine gezielte parodontale Therapie nicht nur sicher durchführbar ist, sondern auch die Blutzuckereinstellung verbessert.
Ein interdisziplinärer Ansatz für bessere Versorgung
Die neue Leitlinie fördert die Zusammenarbeit zwischen Zahnärztinnen und Zahnärzten sowie Ärztinnen und Ärzten. So soll das zahnärztliche Team eine wichtige Rolle bei der Identifikation von Patientinnen und Patienten mit einem erhöhten Diabetesrisiko übernehmen, während die medizinische Fachwelt über die Auswirkungen parodontaler Erkrankungen auf die Blutzuckerkontrolle informiert wird. Zudem werden Patientinnen und Patienten ermutigt, regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen durchzuführen, um Parodontitis frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen.
Wissenschaftlicher Fortschritt aus Bonn
„Die Veröffentlichung dieser Leitlinie ist ein Meilenstein in der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Medizin und Zahnmedizin“, erklärt Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Søren Jepsen, Direktor der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde am UKB, der die Leitlinienarbeit koordiniert hatte. „Wir erhoffen uns dadurch eine verbesserte Versorgung bei der Prävention, Früherkennung und Therapie dieser beiden Volkskrankheiten. Langfristig planen wir, die Leitlinie auf das S3-Niveau zu erweitern.“ Prof. Jepsen und seine Mitarbeitenden untersuchen aktuell in einer groß angelegten, durch den Innovationsfond des G-BA umfangreich geförderten Studie (Digin2Perio), einen neuen Versorgungspfad zur besseren Integration der Gesundheitsvorsorge von Patienten mit Diabetes und/oder Parodontitis durch Hausärzte und Zahnärzte. Erste Ergebnisse werden im Herbst 2026 erwartet.
Praktische Hilfsmittel wie der Gesundheitspass Diabetes
Prof. Dr. med. Thomas Haak, Chefarzt des Diabetes Zentrums Mergentheim, hat an der Leitlinie von Seiten der DDG mitgearbeitet und betont: „Damit wichtige Informationen zwischen Arzt und Zahnarzt ausgetauscht werden können und Patientinnen und Patienten an regelmäßige Parodontitis-Screenings erinnert werden, ist der Gesundheitspass ein ideales Medium. Umso mehr freut es mich, dass der Hinweis auf die mindestens einmal jährliche zahnärztliche Vorstellung als Vorsorgeempfhelung in den Gesundheitspass Diabetes aufgemommen wurde.“
Ein Blick in die Zukunft der Zahnmedizin
„Diese Leitlinie wird dazu beitragen, die Zusammenarbeit zwischen Medizin und Zahnmedizin erheblich zu verstärken. Die Implementierung dieser Leitlinie ist zudem der erste und wichtige Schritt für die zahnärztliche Praxis der Zukunft, welche sicher einen wichtigen präventiven Beitrag hinsichtlich Vermeidung und Management systemischer Erkrankungen wie Diabetes mellitus, inklusive Folge- und Begleiterkrankungen, leisten kann“, ergänzt Prof. Dr. med. dent. Henrik Dommisch, Präsident der DG PARO und Direktor der Abteilung für Parodontologie, Oralmedizin und Oralchirurgie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Weitere Informationen
Die S2k-Leitlinie „Diabetes und Parodontitis“ ist im AWMF-Register einsehbar: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/083-015.
Bildmaterial:
Bildunterschrift: Prof. Søren Jepsen, Direktor der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde am UKB, begrüßt die neue Leitlinie für eine optimierte Versorgung.
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)/J.F. Saba
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Viola Röser
Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
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Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB finden pro Jahr etwa 500.000 Behandlungen von Patient*innen statt, es sind ca. 9.500 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,8 Mrd. Euro. Neben den 3.500 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr 550 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, hatte in 2023 in der Forschung über 100 Mio. Drittmittel und weist den zweithöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf. Das F.A.Z.-Institut hat das UKB mit Platz 1 unter den Uniklinika in der Kategorie „Deutschlands Ausbildungs-Champions 2024“ ausgezeichnet.