Von Schizophrenie bis hin zum Post-COVID-Syndrom – welchen Beitrag leisten erbliche Risikofaktoren?
20.06.2024, 18:00 Uhr
Patientenkolloquium des Universitätsklinikums Bonn über den Zusammenhang zwischen Genetik und psychiatrischen Erkrankungen
Bonn, 17. Juni – Im Rahmen des regelmäßig stattfindenden Patientenkolloquiums „Uni-Medizin für Sie – Mitten im Leben“ lädt das Universitätsklinikum Bonn (UKB) in Kooperation mit dem General-Anzeiger Bonn zu einem Informationsabend ein. Unter dem Motto „Psychische Gesundheit und Genetik: Von Autismusspektrumstörungen und Schizophrenie bis zum Post-COVID-Syndrom“ geben Isabelle Claus, Ärztin in Weiterbildung am Institut für Humangenetik des UKB sowie Dr. Laura Kilarski, Ärztin in Weiterbildung an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKB, zunächst einen Überblick über die jüngsten Erkenntnisse aus der psychiatrisch-genetischen Forschung und deren Einfluss auf die klinische Versorgung verschiedenster Krankheitsbilder. Einen besonderen Fokus legen die Referentinnen auf das Post-COVID-Syndrom, das als gesundheitliche Langzeitfolge einer SARS-CoV-2-Infektion bei vielen Betroffenen zu einer Vielfalt an körperlichen, kognitiven und psychischen Symptomen und damit zu einem hohen Leidendruck führt. Die kostenlose Veranstaltung findet am Donnerstag, 20. Juni, ab 18 Uhr als reine Präsenz-Veranstaltung im Hörsaal des Biomedizinischen Zentrums (BMZ) I, Gebäude B 13, statt.
Nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs sind psychische Erkrankungen die größte gesundheitliche Belastung für die globale Bevölkerung. Bereits vor der Corona-Pandemie lebten nach Angabe der Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit fast eine Milliarde Menschen mit einer psychischen Erkrankung – seither ist die Anzahl von Betroffenen nochmals signifikant gestiegen.
Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit gehen mit erheblichen individuellen und gesellschaftlichen Folgen einher. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung in der Bevölkerung ist das Forschungsinteresse an Risiko- und Schutzfaktoren sowie wirksamen Therapien deshalb groß. „Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat insbesondere die Genforschung das Verständnis von psychiatrischen Erkrankungen stark verändert. Für viele psychiatrische Erkrankungen wie z. B. die Autismus-Spektrum-Störung, Schizophrenie oder aber auch die bipolare Störung, ist eine genetische Veranlagung mittlerweile unstrittig“, so Isabelle Claus, Ärztin am Institut für Humangenetik des UKB.
Die zugrundeliegenden Ursachen bei psychischen Erkrankungen sind in der Regel multifaktoriell, d.h. sowohl genetische als auch Umweltfaktoren tragen gemeinsam zur Krankheitsentstehung bei. Dennoch konnten in den letzten Jahren diverse genetische Risikofaktoren für psychische Erkrankungen identifiziert werden. Zusätzlich legen aktuelle Forschungsergebnisse nahe, dass bei einem relevanten Anteil der Patient*innen womöglich ein übergeordnetes, genetisches Krankheitsbild vorliegt. Dies gilt insbesondere, wenn bei Betroffenen zusätzliche körperliche Manifestationen, wie z.B. ein Herzfehler oder eine Epilepsie auftreten. Eine solche genetische Diagnose kann wiederum Relevanz für die Betroffenen und ihre Familien haben. z.B. in Bezug auf die weitere klinische Versorgung oder die eigene Familienplanung. „Für diese Patient*innen Ansprechpartner zu sein, ist eins der vorrangigen Ziele der Zusammenarbeit zwischen der Psychiatrie und Humangenetik am UKB.“
Genetische Risikofaktoren scheinen auch für die Ausbildung von Post-COVID eine Rolle zu spielen. „Post-COVID, auch bekannt als Long COVID, betrifft etwa 10 Prozent der COVID-19-Überlebenden und umfasst Symptome, die länger als 12 Wochen nach der akuten Infektion anhalten. Häufige Symptome sind Müdigkeit, Atemnot und kognitive Beeinträchtigungen“, erläutert Dr. Laura Kilarski, Ärztin an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKB. Im Rahmen ihres Vortrags wird Frau Dr. Kilarski einen Überblick über klinische Manifestation, mögliche Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten sowie insbesondere den aktuellen Stand genetischer Forschung zum Thema Post-COVID geben. Die Veranstaltung soll die Notwendigkeit kontinuierlicher Forschung und interdisziplinärer Zusammenarbeit hervorheben, um das Verständnis des Post-COVID-Syndroms zu verbessern und Betroffene wirksam zu unterstützen.
Nach den Vorträgen besteht die Gelegenheit, Fragen im Auditorium an die UKB-Referenten zu stellen. Fragen können gerne vorab auch an redaktion@ukbonn.de geschickt werden.
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Patientenkolloquium des Universitätsklinikums Bonn am 20. Juni 2024: Isabelle Claus und Dr. Laura Kilarski informieren im Patientenkolloquium über genetische Forschung, deren Einfluss auf die klinische Praxis der Psychiatrie und Psychologie und gehen auf Krankheitsbilder wie Autismus, Schizophrenie und Post-COVID ein.
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB) / Rolf Müller
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Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr etwa 500.000 Patient*innen betreut, es sind ca. 9.500 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,6 Mrd. Euro. Neben den 3.500 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr 550 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW und weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf. Das F.A.Z.-Institut hat das UKB 2022 und 2023 als Deutschland begehrtesten Arbeitgeber und Ausbildungs-Champion unter den öffentlichen Krankenhäusern in Deutschland ausgezeichnet.